Dem Holz auf der Spur: Tradition trifft Innovation – Fachexkursion in den Westen Österreichs

Kindergarten und Gemeindezentrum in Holzbauweise
Foto: BML

Zum fachlichen Austausch wurde im Juli 2022 eine Reise in den Westen Österreichs unternommen. Eine Gegend, in der Holzbau schon lange Tradition hat, aber auch Innovation und Forschung auf der Tagesordnung steht.

Von Ausbildung über Forschung

Besucht wurde unter anderem die Fachberufsschule für Holztechnik in Absam in Tirol und das dort ansässige TiroLignum. In der Schule werden Mädchen und Burschen, die eine Lehre in den Berufsbereichen Tischlerei/Tischlereitechnik sowie Zimmerei/Zimmereitechnik absolvieren, bestmöglich auf ihre Aufgaben im Berufsleben vorbereitet und in moderner Infrastruktur zukunftsorientiert ausgebildet. Das TiroLignum gilt in Tirol als das Zentrum für Schulungen im Bereich Holztechnik. Dort steht eine der modernsten computergesteuerten Abbundanlagen für die Ausbildung zur Verfügung.

Im Arbeitsbereich Holzbau der Universität Innsbruck wurde zu aktuellen Forschungsthemen und Arbeiten informiert sowie die Laboreinrichtungen für verschiedenste Untersuchungen gezeigt. In der angewandten Forschung setzt der AB Holzbau seine Schwerpunkte im Ingenieurholzbau in den Bereichen der Verbindungsmittel und Holzwerkstoffe und bestimmt physikalische und mechanische Parameter. Außerdem werden für Bauprodukte Erstprüfungen und Qualitätskontrollen durchgeführt. Hier startet in Kürze auch eine Stiftungsprofessur aus der Holzinitiative für Holzbau – Architektur, Ressourceneffizienz und Fabrikation, die den Fachbereich stärken wird.

Best Practice Vorarlberg

Vorarlberg ist dafür bekannt, eine der am besten erhaltenen Holzbautraditionen Europas innezuhaben. Hohes Waldvorkommen trug über Jahrhunderte hinweg zur Entwicklung eines florierenden Tischler- und Zimmermannhandwerkes bei. Die Dichte an Betrieben, die sich auch heute in Vorarlberg noch dem Bau- und Werkstoff Holz widmet, ist enorm. Traditionellerweise waren die Holzhäuser meist Bauernhäuser, die Wirtschaftsräume und Wohnhaus vereinten. Die Holztradition wurde beim Bau von Einfamilienhäuser sowie landwirtschaftlichen Gebäuden fortgesetzt und findet nun auch Niederschlag in mehrgeschossigen Büro- und Wohngebäuden. 

Das Bürogebäude der illwerke im Montafon war 2013 bei seiner Fertigstellung mit über 10.000 Quadratmetern Nutzfläche das größte Bürogebäude aus Holz-Hybrid in Mitteleuropa und eines der größten dieser Art weltweit. Auch der in Holzbauweise errichtete Kindergarten und das Gemeindezentrum in Mellau zeigen, wie innovative Holzbauten geschickt und kosteneffizient das Leben in der Gemeinde bereichern und als Mehrnutzungsflächen eingesetzt werden können. 

Viele Betriebe in Vorarlberg entwickeln ihre Fertigungstechniken weiter und produzieren mittlerweile in großen Hallen in Holzmodulbauweise. Die Module können bereits teils fertig eingerichtet schnell und effizient auf den Baustellen aufgestellt werden. Auch Aufstockung und Zubau aus Holz stellen eine verträgliche Möglichkeit dar, um Wohn- und Wirtschaftsräume zu erweitern.

Die Tradition kommt aber auch in Vorarlberg nicht zu kurz und wird den Auszubildenden bereits in den Zimmereien und Tischlereien nähergebracht. Die Wertschätzung, Qualität und Regionalität des Holzes werden hochgeschrieben und das Handwerk ist hoch angesehen. Es finden außerdem immer mehr Frauen den Weg in diese Berufszweige. Das zeigte sich auch beim Lehrlingscamp in Völken, wo Lehrlinge, als Teil ihrer Ausbildung, in einer Woche gemeinsam ein kleines Projekt planen und umsetzen.

Einen großen Anteil des Erfolgs von Vorarlberger Holzbauexpertise macht auch die starke Vertretung durch die Landesinnung und Organisationen wie die Holzbaukunst Vorarlberg aus, die Betriebe, Architektinnen und Architekten sowie Expertinnen und Experten vereint. Sie vertreten und stärken die Branche und tragen dazu bei, dass junge Leute weiterhin Fuß fassen wollen und die Tradition weitertragen.

Fertigungshalle mit Holzwand am Kran

Die Holzinitiative

Die Nutzung von Holz als Bau-, Werk- und Energiestoff ist eine wesentliche Säule eines nachhaltigen Gesellschafts- und Wirtschaftssystems. Eine nachhaltige Holzverwendung ist nicht nur ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz, sondern sichert auch Arbeitsplätze und Einkommen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die Österreichische Holzinitiative im Rahmen des Waldfonds will die Bedeutung von Holz aufzeigen sowie das enorme und nachhaltige Innovationspotenzial seiner Verwendung freilegen. Ziel ist die Förderung von konkreten Maßnahmen zur verstärkten stofflichen und energetischen Verwendung des Rohstoffes Holz.