Moor-, Bruchwald- und Seenlandschaft Lendspitz-Maiernigg

Gewaesser von gruenen Landschaftsflaechen und vereinzelten Siedlungen umgeben
Foto: E.C.O. Institut für Ökologie/C. Hecke

Die Moor-, Bruchwald- und Seenlandschaft Lendspitz-Maiernigg befindet sich in Klagenfurt und ist bereits das 6. Ramsar-Gebiet in Kärnten.
 

Das Gebiet Lendspitz-Maiernigg befindet sich in der Wörthersee-Ostbucht und erstreckt sich über 77,6 ha auf 446 m Seehöhe. Es ist ein Vorbild in Sachen Erhalt eines Feuchtlebensraumes im Stadtgebiet und bei der Wiederansiedelung von gefährdeten Tierarten. 2023, im 40. Jubiläumsjahr der Ramsar-Konvention in Österreich, wurde dem Gebiet die Auszeichnung als Ramsar-Gebiet verliehen. Die Überreichung des Diploms erfolgt durch Herrn Bundesminister Totschnig und Ramsar-Generalsekretärin Dr. Mumba an das Land Kärnten im Rahmen einer Festveranstaltung anlässlich des Jubiläums im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft.

Das Gebiet wurde im Jahr 2010 bereits als Europaschutzgebiet nominiert und zeichnet sich durch das Vorkommen folgender Biotoptypen aus:

  • Gewässer: Seeausfluss, oligotropher See, naturnaher Tümpel, Entwässerungsgräben, submerse Gefäßpflanzen, Schwimmblattvegetation
  • Wiesen: Horstiges Großseggenried, Schneidbinsenried, Großröhricht, Kleinröhricht, Basenreiches Kleinseggenried, Basenreiche Pfeifengras Streuwiese, Intensivwiese der Tieflage, Intensiv bewirtschafteter Acker
  • Wälder: Bruchwälder, Birkenmoorwald, unterschiedliche Buchenwälder (u.a. Eichen-Hainbuchenwald, submontaner Buchenwald), Fichtenforst, Mischforst aus Laub- und Nadelbäumen, Laubbaumfeldgehölze, Feldgehölze aus Pionierarten
  • Sonstige: Ruderalflur, Baumhecke, Weichholzdominierter Ufergehölzstreifen, Edellaubufergehölzstreifen, Neophytenflur

Darunter finden sich auch sieben gemeldete Lebensraumtypen gemäß Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie. Sie nehmen zusammen ca. 43% des Schutzgebiets ein:

  • Oligo bis mesotrophe Gewässer mit Armleuchteralgenbestand
  • Pfeifengraswiesen
  • Magere Flachlandwiesen (Tiefland Mähwiesen)
  • Kalkreiche Sümpfe mit Cladium mariscus (Schneidried)*
  • Moorwald
  • Hainsimsen Buchenwälder
  • Illyrische Eichen Hainbuchenwälder

* prioritärer Lebensraum

Im Zuge der Unterschutzstellung wurden neue Feuchtbiotope geschaffen, die u.a. als Amphibienlaichgewässer dienen. Durch jahrhundertelange Bewirtschaftung entstanden weiters Streuwiesen und magere Orchideenwiesen. Auf nicht mehr bewirtschafteten Feuchtwiesen (Sumpfwiesen) konnten allmählich Gehölze aufkommen, die sich zu Bruchwäldern aus Weiden oder Erlen, oder Moorwäldern mit Birke entwickeln konnten. Gehölzdominierte Feuchtflächen nehmen flächenmäßig den größten Anteil des Ramsar- und Europaschutzgebietes Lendspitz-Maiernigg ein.

Nach der FFH-RL gelistete Tierarten:

  • Amphibien und Reptilien: Gelbbauchunke, Balkanmoorfrosch, Würfelnatter
  • Fische und Molluscen: Seelaube, Bitterling, Bauchige Windelschnecke, Glänzende Glattschnecke, Gemeine Flussmuschel
  • Fledermausarten: Kleine Hufeisennase, Wasser-, Zwerg-, Weißrand-, Alpen- und Mückenfledermaus und Steppen-Bartfledermaus (2023 Erstnachweis für Kärnten)
  • Libelle: Große Quelljungfer, Große Moosjungfer
  • Schmetterling: Großer Kupfer
  • Käfer: Schwarzer Grubenlaufkäfer
  • Säugetiere: Biber

Die Verlandungszone der Wörthersee Ostbucht liegt in der Hauptzugrichtung der Frühjahrs- und Herbstwanderung vieler Vogelarten und dient als Rastplatz für Zugvögel. Über 180 Vogelarten nutzen das Gebiet als Brutplatz, Rastplatz oder zur Überwinterung, wie Rohrdommel, Sterntaucher, Prachttaucher, Seidenreiher, Nachtreiher, Rohrweihe, Fischadler, Blaukehlchen, Mariskensänger, Sperbergrasmücke und Beutelmeise, uvm. Besonders das vorkommende Röhricht wird gerne von Rohrschwirl, Rohrammer und Teichrohrsänger als Brutplatz genutzt. Neun gemeldete Vogelarten nach der Vogelschutz-Richtlinie:

  • Eisvogel
  • Grauspecht
  • Schwarzspecht
  • Neuntöter
  • Wasserralle
  • Rohrammer
  • Rohrschwirl
  • Blässhuhn
  • Wendehals

Managementplan

Ein Managementplan für das Europaschutzgebiet wurde bereits 2015 erstellt. Dabei wurden bestimmte Habitate und Arten für den Schutz priorisiert. Die Umsetzung des Plan erfolgt laufend. Folgende Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen sind im Managementplan vorgesehen:

  • Entflechtung von Störungen durch Besucherlenkung und Information
  • Stärkung der Managementstruktur durch das Projekt „City meets Nature“, bei dem eine Arbeitsgruppe das Management im Gebiet über ein jährliches Arbeitsprogramm steuerte und Rangerinnen und Ranger installierte (2022 ausgelaufen)
  • Qualitätsverbesserung der Flächenpflege durch jährliche Mahd von ausgewählten FFH-Lebensräumen: naturschutzfachlich wertvolle Bereiche, wie Mähwiesen, die über lange Zeit durch Menschenhand geschaffen wurden, werden weiterhin durch extensive Pflege und weiter bewirtschaftet.
  • Außernutzungsstellung, vor allem von Wald und Uferbereichen
  • Schwenden von Gehölz auf FFH-Lebensräumen
  • Waldentwicklung
  • Extensivierung der Intensivwiesen am Südring
  • Wiederherstellung von Mähflächen
  • Habitatsverbesserung für Höhlenbrüter und Fledermäuse
  • Verbesserung der Hydrologie (z.B. durch Vermehrung der Feuchtfläche, Amphibienhabitate, Grubenlaufkäferhabitat)
  • Verbesserung der Amphibienlebensräume (Neuschaffung)
  • Wiederansiedelung des Bitterlings und der Kleinen Flussmuschel
  • Vernetzung mit den benachbarten Schutzgebieten und Schaffung von Korridoren zwischen Landschaftsschutzgebiet (LSG) Maiernigg, Schrottkogel, Natura 2000 Gebiete Reifnitzbach und Leonstain, Naturschutzgebiet Spintikteich und LSG Kreuzbergl
  • Anpassung der Schutzgebietsgrenzen
  • Forschung und Gebietsdokumentation

Information

Amt der Kärntner Landesregierung
Abt. 8 - Umwelt, Naturschutz und Klimaschutzkoordination
Mag. Ulrike Prochinig 

Flatschacher Straße 70
9021 Klagenfurt am Wörthersee

ulrike.prochinig@ktn.gv.at

 

Weiterführende Informationen