Zweites LIFE-Projekt im Lechtal erfolgreich umgesetzt!

in der Mitte eine geschwungene Bruecke, rechts und links der Lech zu sehen
Foto: BWV Tirol/Kogelbauer

Schon einmal war das Außerfern Schauplatz eines LIFE-Projekts. Damals wurden die Flussaufweitungen Vils, Johannesbrücke und Martinau und viele Kleinmaßnahmen sowie Besuchereinrichtungen umgesetzt. Das Nachfolgeprojekt konnte nun auch erfolgreich umgesetzt werden.

Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft ist die Bundeswasserbauverwaltung Tirol, Baubezirksamt Reutte, Projektträger. Als Projektpartner mit an Bord sind die Abteilung Umweltschutz des Landes und das Wasserwirtschaftsamt Kempten.

Der LIFE-Natur-Fonds der EU fördert mit 60 % das rund 6 Millionen Euro LIFE-Projekt. 2017 starteten die ersten Baumaßnahmen und stehen kurz vor dem Abschluss.

Ziele

Der Tiroler Lech in Österreich einschließlich der gemeinsamen Grenzstrecke mit Deutschland bildet großflächige Kiesbänke aus und besitzt noch intakte Wildflussabschnitte, die in Mitteleuropa zu den am meisten bedrohten Landschaftstypen zählen.

Ziel des 2. LIFE-Projektes war es, die erfolgreichen Flussrevitalisierungsmaßnahmen des 1. LIFE-Projekts am Tiroler Lech sowie im Grenzverlauf auf deutschem Staatsgebiet weiterzuführen. Dies soll aus Sicht des Natur- und Gewässerschutzes dem weiteren Rückgang an dynamisch geprägten Kiesbankflächen, der mit der Lech-Regulierung im 19. Jahrhundert einsetzte, entgegenwirken. In den Maßnahmenstrecken konnte das großes Potenzial zur Wiederherstellung dynamisch geprägter Schotterflächen und Pionierstandorte genutzt werden. Diese Standorte sind erforderlich, um die Populationen hoch spezialisierter, stark gefährdeter „Kiesbankarten“ wie z.B. Deutsche Tamariske, Zwergrohrkolben, Flussuferläufer, Flussregenpfeifer, Gefleckte Schnarrschrecke, Äsche etc. nachhaltig zu sichern.

Ein weiteres Ziel war es, die Besucherlenkung im Schutzgebiet zu verbessern. Durch verstärkte Information, Bewusstseinsbildung und „lenkende“ Besucherangebote sollten die Brutgebiete störempfindlicher Tierarten wie Flussuferläufer und Flussregenpfeifer entlastet werden. Ein dichtes Programm an Besucherinformation, Exkursionen und Veranstaltungen, durchgeführt vom Team des Naturparks Tiroler Lech, sollte die Akzeptanz des Natura 2000-Schutzgebietes in der Bevölkerung steigern. In enger Abstimmung mit Interessensgruppen der Region wurde zudem ein aktueller Managementplan für das Schutzgebiet ausgearbeitet.

in der Mitte eine geschwungene Bruecke, rechts und links der Lech zu sehen

Maßnahmen

Im Zentrum des Projekts standen insgesamt dreizehn flussbauliche Maßnahmen zur Re-Dynamisierung des Lechs. Die Maßnahmen wurden auf Basis umfangreicher Unterlagen ausgewählt und umgesetzt. Im Zuge der Maßnahmen konnten auf einer Länge von ca. 7 Kilometern bestehende Ufersicherungen entfernt werden. Ufer wurden aufgeweitet und 2,6 Kilometer Nebengerinne angelegt. Mehr als 1300 Laufmeter Buhnen wurden abgetragen, sodass sich der Lech an vielen Orten wieder freier bewegen und eine deutlich vergrößerte Fläche zur eigendynamischen Entwicklung nutzen kann.

Ergänzend dazu wurden eine Reihe von spezifischen Artenschutzmaßnahmen umgesetzt: Der Zwergrohrkolben wurden an geeigneten Stellen wieder angesiedelt, der Lebensraum des Wald-Wiesenvögelchen, eine vom Ausserben bedrohte Schmetterlingsart der Auwiesen, fachmännisch gepflegt und nicht zuletzt mehr als 50 neue Tümpel und Kleingewässer für Amphibien (Kammmolch, Laubfrosch, Kreuzkröte) und Libellen (Bileks Azurjungfer) angelegt.

Die Öffentlichkeit wurde projektsbegleitend über die Projektshomepage (www.life-lech.at) und diverse Druckerzeugnisse (Laienbericht, Folder, Kippeffekt-Postkarte, Neuauflage des LECH Flusserlebnisführers) informiert. Großer Wert wurde auf die Besucherbetreuung in Form von Wanderausstellungen, Exkursionen, Aktionstagen und laufender Information im Naturparkhaus gelegt. Eine Kurzfilmreihe über zum LIFE-Projekt sowie die filmische Dokumentation der gesetzten Maßnahmen machen die umgesetzten Maßnahmen besser greifbar. Das 2. internationales Wildflusssymposium Tiroler Lech vermittelte die Erfahrungen aus dem Projekt einem breiten Fachpublikum.

Ein umfangreiches Monitoringprogramm begleitete das Projekt. Es untersuchte die morphologische Entwicklung des Flusses ebenso wie die Situation der Zielarten und -lebensräume vor und nach der Maßnahmenumsetzung. Die sozio-ökonomische Wirkungsanalyse konnte nachweisen, dass über 80% der Kosten in der Region ausgegeben wurden und somit der regionalen Wirtschaft zugute kamen.

Der effizienten Umsetzung der Maßnahmen durch das Baubezirksamt Reutte, mit Unterstützung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, ist zu verdanken, dass zwei zusätzliche große Revitalisierungsprojekte realisiert werden konnten: Die Beseitigung der Lech-Engstelle in Forchach inklusive Neuerrichtung der Hängebrücke sowie die Wiederanbindung von Lech-Altarmen im Bereich von Lechaschau. Hier entstanden in Abstimmung mit der Fischerei wertvolle „Kinderstuben“ für Fische.

Beitrag für den Hochwasserschutz

Vom LIFE Projekt versprechen sich die Verantwortlichen auch einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Hochwasserschutzes. Die umgesetzten Flussaufweitungen erhöhen das Abflussvermögen des Tiroler Lech und verhindern, dass sich die Flusssohle immer tiefer in den Untergrund gräbt. So stehen die Auen im Umland weiterhin bzw. in verstärktem Maß für den Hochwasserrückhalt zur Verfügung. Schon das Extrem-Hochwasser am Tiroler Lech im Jahr 2005 hat gezeigt, wie wertvoll Flussrevitalisierungen für den Hochwasserschutz sein können.

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