Bericht zum Sondermessprogramm Arzneimittelwirkstoffe und Hormone in Fließgewässern

Traisenmündung beim Donaukraftwerk Altenwörth
Foto: BML / Alexander Haiden

In Österreich werden beträchtliche Mengen an Arzneimitteln verbraucht. Gemäß einer Studie des Umweltbundesamts aus dem Jahr 2016 liegen diese Mengen pro Tag bei mehreren Tonnen! Im Rahmen eines Sondermessprogramms wurden deshalb Untersuchungen zum Vorkommen von Arzneimittelwirkstoffen und Hormonen durchgeführt, die über menschliche und tierische Ausscheidungsprodukte in die Gewässer gelangen.

Das Sondermessprogramm zum nationalen Monitoring (GZÜV) stellt einen aktuellen Beitrag zur Erfassung einer möglichen Gewässerbelastung mit Arzneimitteln und ausgewählten Steroidhormonen in ausgewählten Gewässern dar. Die Analyse wurde durch die Entwicklungen im Analytik-Bereich zur Erfassung von immer mehr Stoffen in sehr tiefen Konzentrationsbereichen ermöglicht. In Summe wurden 20 Fließgewässermessstellen zwei Mal beprobt. Die Probenahmen erfolgten im Herbst/Winter 2017 und im Frühjahr 2018.

Alle Proben wurden mit einer Multimethode auf Arzneimittelwirkstoffe untersucht, die 90 Wirkstoffe und Metaboliten erfasst. Der Parameterumfang umfasst vorwiegend Wirkstoffe (85) und einige wenige Metaboliten (5). Von den 85 Wirkstoffen werden 62 Wirkstoffe ausschließlich in der Humanmedizin, 21 Wirkstoffe sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin und nur zwei Wirkstoffe die ausschließlich in der Veterinärmedizin angewandt. Zusätzlich zu den Arzneimitteln wurden auch 4 östrogene Steroidhormone untersucht.

Ergebnisse

In allen 40 Fließgewässerproben waren zahlreiche der berücksichtigten Arzneimittelwirkstoffe und -metaboliten zu finden. Die Anzahl der nachweisbaren Einzelstoffe lag zwischen 35 und 69 Stoffen. 22 Wirkstoffe und drei Metaboliten waren in fast allen Proben (über 90%) nachweisbar. Die Auswertung der Maximalkonzentrationen mit Bezug zu den Probenahmestellen ergibt eine höhere Belastung jener Messstellen mit hohem Abwasseranteil am mittleren Abfluss.

Eine ökotoxikologische Beurteilung der gemessenen Konzentrationen ist vielfach schwierig, vor allem weil keine oder nicht ausreichend ökotoxikologische Studien und Grundlagendaten verfügbar sind. Bei den vorliegenden Untersuchungen trifft dies auf rund die Hälfte der untersuchten Wirkstoffe zu bzw. wurden ausschließlich trinkwasserbezogene Kriterien für eine Bewertung verwendet.

Von den fünf untersuchten Hormonen war mittels chemischer Analytik nur Östron detektierbar. Im biologischen Test zeigen fast alle Proben eine östrogene Wirkung. Hier ist künftig wichtig und empfehlenswert, die Vergleichbarkeit der bioindikativen Verfahren und der chemischen Analytik weiterhin methodisch zu untersuchen.

Ausblick

Die Ergebnisse sind vergleichbar mit jenen anderen europäischen Ländern, was dazu geführt hat, dass das Thema der Umweltbelastung durch Arzneimittel auch auf europäischer Ebene behandelt wird. Das von der Europäischen Kommission im März 2019 vorgestellte strategische Konzept bezüglich Arzneimitteln in der Umwelt legt sechs Handlungsbereiche zum gesamten Lebenszyklus von Arzneimitteln fest, in denen Verbesserungen erzielt werden können.

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