Obere Drau II

Obere Drau nach Abschluss der Rückbaumaßnahmen
Foto:   / K. Michor

An der Oberen Drau wurden drei große Flussaufweitungen mit einer Gesamtlänge von rund 5 Kilometern geschaffen.

Projektgebiet: liegt in Kärnten
Dauer: 2006 bis 2010
Projektträger: Amt der Kärntner Landesregierung, Abt. Wasserbau, unter Beteiligung des früheren BMLFUW, heute BML
Gesamtprojektskosten: 3,828.262,00  (EU-Zuschuss: 40 % der Gesamtkosten)
Fläche: ca. 977 ha bei 68,7 km Flusslänge
 
Der sichtbare Erfolg des ersten LIFE-Projektes „Auenverbund Obere Drau“ (1999-2003), bei dem unter anderem 10 Flusskilometer revitalisiert, 22 Augewässer geschaffen, rund 100 ha Auwald gesichert wurden, war wohl ausschlaggebend dafür, dass die EU der Abteilung Wasserwirtschaft der Kärntner Landesregierung nun ein LIFE-Nachfolgeprojekt bewilligte.
 
An der Oberen Drau wurden drei weitere große Flussaufweitungen mit einer Gesamtlänge von rund 5 Kilometern geschaffen. Dabei arbeiteten Hochwasser- und Naturschutz in bewährter Weise zusammen.
 
Neben der EU finanziert das damalige Lebensministerium (BML) aus Mitteln des Wasserbaus, der Wildbach- und Lawinenverbauung und der Ländlichen Entwicklung einen Hauptteil des Projektes. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 3,8 Mio. Euro.
 
Als Partner war bei diesem Projekt auch die Wildbach- und Lawinenverbauung, Sektion Kärnten, dabei.
  
Einzigartige Drau:
Mehrere wissenschaftliche Studien und Projekte, darunter auch Grundlagen- und Monitoringuntersuchungen im Rahmen des LIFE-Projektes „Auenverbund Obere Drau“ (1999 – 2003) dokumentieren den außerordentlichen naturschutzfachlichen Wert des Gebietes:
 

  • Das Projektgebiet umfasst den letzten frei fließenden, d.h. nicht durch Kraftwerke aufgestauten Flussabschnitt im Mittellauf der Drau.
  • Das Natura 2000-Gebiet „Obere Drau“ beinhaltet den größten Grauerlen-Auwald Österreichs. „Draufluss und Drauauen sind stark gefährdeten Lebensraumtypen zuzuordnen und ergeben in ihrer Gesamtheit einen ökologisch noch immer hochwertigen Fließgewässer-Auen-Komplex. Dieser ist aufgrund seiner Eigenart und bereichsweise noch vorhandener Ursprünglichkeit, der Besonderheit und Vielfalt seiner Vegetationsbestände und Tierwelt sowie der zahlreichen sehr seltenen und sehr stark gefährdeten Tier- und Pflanzenarten in dieser Ausprägung nicht nur in Kärnten, sondern darüber hinaus in Österreich einmalig und daher aus der Sicht des Naturschutzes von nationaler Bedeutung. Die Drauauen zählen zu den schönsten und am besten strukturierten Auen Österreichs und sind größtenteils noch als intakte Auen-Ökosysteme einzustufen". (Österreichisches Institut für Raumplanung (1991).
  • Die Drau und ihre Nebengewässer beherbergen (inkl. Neunauge) insgesamt 19 heimische Fischarten, darunter Huchen, Strömer, Koppe und Bitterling, die hier noch ein natürliches Reproduktionsvorkommen aufweisen (Uiblein et al. 2002).
  • Im Oberen Drautal befinden sich neben den Vorkommen im Oberen Gailtal österreichweit und darüber hinaus im gesamten Donaueinzugsgebiet die einzigen natürlichen Vorkommen des Dohlenkrebses.
  • Die extrem seltene Deutsche Tamariske und der Zwerg-Rohrkolben konnten im Rahmen des LIFE-Projektes Auenverbund Obere Drau (1999-2003) erfolgreich wieder angesiedelt werden. Nachdem die letzten Bestände in den 60iger Jahren erloschen waren. Die aktuellen Bestände sind die einzigen bekannten Vorkommen in Kärnten. Ihr Fortbestand ist auf dynamische Flussentwicklung angewiesen, wie sie im LIFE-Projekt gefördert werden soll.
  • Die große Anzahl von über 140 Vogelarten und der hohe Anteil an Rote Liste-Arten (51 Arten) unterstreichen die Bedeutung des Oberen Drautales für die Vogelwelt, unter anderem als Rastplatz beim Zug über die Alpen (W. Petutschnig 2003). Bezeichnend für das Projektgebiet ist das Vorkommen der typischen Vogelgemeinschaft inneralpiner verzweigter Flüsse mit Eisvogel, Flussuferläufer, Gebirgsstelze und Wasseramsel. In den Auwäldern findet man unter den charakteristischen Arten den Pirol und den Kleinspecht.
  • Auch der Fischotter ist in das Obere Drautal zurückgekehrt, wie eine Fischotteruntersuchung im Jahre 2005 gezeigt hat.

 Ziele des LIFE-Projekts „Lebensader Obere Drau“
Das gegenständliche Projekt folgt dem LIFE-Projekt Auenverbund Obere Drau nach, das im Frühjahr 2004 erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Mit dem Nachfolgeprojekt wurden mehrere Ziele verfolgt: Erarbeitung von innovativen Lösungen zu den im ersten Drau-LIFE-Projekt erkannten und noch ungelösten Problemen; wie zum Beispiel

  • Erhöhung des Geschiebeeintrages zur Stabilisierung von Flusssohle und Grundwasserhaushalt
  • konsequente Fortführung von Maßnahmen für den Biotopverbund
  • Verbesserte Information und Besucherlenkung vor Ort
  • Zusammenarbeit mit den Fachbehörden der Drau-Anrainerstaaten: Der Oberen Drau kommt dabei Pilotcharakter zu: Das LIFE-Projekt soll – auch im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie - Anregungen für grenzüberschreitende Strategien zur Lösung der wasserwirtschaftlichen und ökologischen Probleme an der Drau geben, z.B. auch für die kroatisch-ungarisch-slowenische Grenzstrecke, wo derzeit Verbauungen, Kiesbaggerungen und Mäanderdurchstiche geplant und durchgeführt werden.

Durchgeführte Maßnahmen (Auswahl):

  • Erwerb von rund 13 ha Privatgründen für Revitalisierungsmaßnahmen.
  • Umsetzung von 3 großen Flussaufweitungen in den Abschnitten Obergottesfeld, Rosenheim und St. Peter mit einer Gesamtlänge von rund 5 km.
  • Umbau einer Geschiebesperre zur Erhöhung des Geschiebeinputs.
  • Öffentlichkeitsarbeit; highlights: LIFE-Info-Zentrale am Drau-Radweg, Webcam, internationales Drau-Symposium in Zusammenarbeit mit der österreichisch-slowenischen Draukommission.

 Bei der Auswahl der Maßnahmen wurde großer Wert auf Realisierbarkeit und Synergieeffekte gelegt. Das heißt: Viele Maßnahmen besitzen „Mehrwert“. Sie verbessern nicht nur den Hochwasserschutz, sondern bringen auch große Vorteile für den Naturschutz und erweitern das Angebot an Erholungseinrichtungen.
 
Resultate:

  • Stabile Drausohle und verbesserter Grundwasserhaushalt als Grundvoraussetzung für den Erhalt der Auwälder;
  • Ca. 20 ha zusätzlicher alpiner Flusslebensraum mit dynamischen Schotterbänken, Tamarisken- und Weidenpioniergesellschaften, in späterer Folge auch z.T. Auwald; verbesserte Rückzugs- und Laichgebiete für die größte und gefährdetste Salmonidenart Europas den Huchen;
  • Ca. 1 ha Augewässer als zusätzliche Biotopverbundelemente u.a. für seltene Amphibien wie z.B. den Alpenkammmolch und die Gelbbauchunke;
  • Grenzüberschreitender Erfahrungsaustausch; die Obere Drau als Modellgewässer für naturnahen Flussbau in den Drau-Anrainerstaaten; 
  • Zwei neue Besucherzonen für Besucherlenkung und umfassende Information
  • Akzeptanz des Natura 2000-Gebietes durch Öffentlichkeitsarbeit und regionalwirtschaftliche Impulse Modellcharakter für den Alpenraum;