Plastik in der Donau – erste Ergebnisse einer laufenden Studie

Messgerät
Foto: BML / Susanne Brandstetter

Ein spezielles Überwachungsprogramm erfasst das Vorkommen von Kunststoffen der Größenordnung > 0,5 mm in der Donau.

Das Messprogramm, das vom Umweltbundesamt Wien, der Universität für Bodenkultur (BOKU) mit Unterstützung der viadonau realisiert wird, liefert erste wertvolle Daten zu systematischen Untersuchungen der Kunststoffanteile in der fließenden Welle der Donau.

Die Ergebnisse zeigen, dass in Österreich Plastik in die Donau eingetragen wird. Der österreichische Beitrag zur Gesamtbelastung des Schwarzen Meeres kann jedoch als gering angesehen werden. In Österreich sind jährlich ca. 1,4 Millionen Tonnen Kunststoff im Umlauf, davon gelangt ein Teil auch in die Flüsse. Pro Tag ist laut der Studie mit durchschnittlich 25 - 145 kg Kunststoffeintrag in die Donau zu rechnen (das sind durchschnittlich 40 Tonnen pro Jahr), ein Wert der bedeutend geringer ausfällt, als jener einer Studie aus dem Jahre 2014 (Studie an Fischlarven, wobei Kunststoff in den Netzen gefunden wurde).  Zum großen Teil kommen diese Einträge aus diffusen Quellen, deren genaue Eintragspfade noch zu klären sind, der Rest kommt aus kunststoffproduzierenden und -verarbeitenden Betrieben.

Kunststoff in der Umwelt

Das in der Umwelt gefundene „Plastik“ besteht aus Material verschiedener Größenklassen.

Mikroplastik z.B. ist typischerweise kleiner als 5 mm und teilt sich in „großes“ (5 mm – 1 mm) und „kleines“ Mikroplastik (1 mm – 1 µm).

Im Zuge der Donauuntersuchungen wurden verschiedene Kunststoff-Fraktionen (>500 µm) gefunden. Dies sind Folien, Fragmente, Fasern (aus z.B. Waschvorgängen von Textilien), Pellets oder Schaum. Die häufigsten Kunststoffarten, die nachgewiesen wurden, sind Polyethylen, Polypropylen, Polystyrol, Polyamid und Polycarbonat. Eine exakte Zuordnung zu den Verursachern ist noch offen.

Neue Methodik

Im Zuge der aktuellen Studie zur systematischen Untersuchung der fließenden Welle eines Flusses auf Plastik (>500 µm) musste von der BOKU in einem ersten Schritt eine geeignete Methode zur Messung des Transports von Plastikpartikeln in großen Fließgewässern entwickelt und getestet werden. Die entsprechenden Messungen wurden dann ab Sommer 2014 mit Unterstützung der viadonau durchgeführt.

An zwei Probenahmestellen (Aschach, Hainburg) wurden in der Folge jeweils fünf Probenahmen bei verschiedenen Durchflüssen durchgeführt. Hierbei erfolgten zur repräsentativen Erfassung des Plastiktransports in der fließenden Welle Messungen in mehreren Quer- und Tiefenprofilen.  Separate Messungen wurden in bei einem Industriebetrieb durchgeführt.

Was macht Plastik in den Gewässern gefährlich? Ökologische Risiken und Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt

Größere Plastikteile können zum Verheddern, Ersticken, Verschlucken oder zu Ablagerungen von Kunststoffabfällen in der Umwelt führen, Plastik im µm-Bereich ist bioverfügbar, es kann von Fischen mit Nahrung (Plankton) verwechselt werden, ist Quelle für Chemikalien wie Weichmacher und adsorbiert Umweltschadstoffe.

In der Donau-Studie wurden keine Kunststoffpartikel im Darm der 30 untersuchten Fische gefunden!

Ausblick auf EU-Ebene – Konferenz Mikro-Plastik

Im Mai 2015 sollen in Brüssel konkrete Schritte zur Mikroplastik-Verschmutzung diskutiert werden. Ziel ist eine harmonisierte Beprobung, Schaffung von Bewertungsmethoden und vergleichbare Daten sowie Maßnahmen zur Vermeidung auf europäischer Ebene, wobei die Erkenntnisse aus dem „Donau-Plastik-Programm“ eine wertvolle Basis liefern können.

Hintergrund

Die weltweite industrielle Großproduktion der Kunststoffe begann ca. 1940 und ist in den letzten 60 Jahren von 1,7 Mio. Tonnen (1959) auf 280 Mio. Tonnen (2011) angestiegen.

Kunststoffe sind schlag-, knitter- und reißfest, flexibel formbar, stabil, leicht, billig, korrosions- und witterungsresistent und isolieren elektrischen Strom und Wärme und – sie sind extrem haltbar und langlebig.

D.h. gelangen sie in die Umwelt so verbleiben sie aufgrund ihrer  Stabilität und Beständigkeit über lange Zeit bestehen. Kunststoffe verwittern nur sehr langsam bis sie schließlich als Mikropartikel (MMP) für das menschliche Auge zwar nicht mehr sichtbar in der Umwelt aber immer noch weiter verteilt werden. Bis zum vollständigen Abbau dauert es sehr, sehr lange.

Heute sind Müllteppiche und Müllinseln in allen Weltmeeren zu finden (Littering = Freisetzen von Abfällen in die Umwelt) und über zahlreiche Studien beschrieben. Flüsse werden dort als Haupteintragspfad in die Meere vermutet, Studien zu Kunststoffströmen in Flüssen sind aktuell jedoch kaum vorhanden.

Österreich leistet mir der vorliegenden Studie hier Pionierarbeit bei einem wichtigen Thema, das ganz Europa derzeit herausfordert und wo es das Ziel sein muss, das Problem in den Griff zu bekommen, denn Plastik gehört nicht in die Umwelt!

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