Traisentaler Fruchtsäfte

Traisentaler Fruchtsäfte
Foto: Obsthof & Weingut Altenriederer

Traditionelle Herstellung von Fruchtsäften aus heimischen Obstsorten in der Region Traisental, Niederösterreich.

Registernummer: 145

Offenlegungsdatum

Um circa 2000 vor Christus entstand der erste Hinweis für einen möglichen Obstanbau im Traisental durch den Fund von Traubenkernen aus der frühen Bronzezeit.

Titel

Traisentaler Fruchtsäfte

Kurzdarstellung oder Behauptung

Traditionelle Herstellung von Fruchtsäften aus heimischen Obstsorten in der Region Traisental, Niederösterreich.
Traisentaler Fruchtsäfte erlangen ihre Geschmacksfülle durch die Verwendung von vollreifem Obst, welches auf günstigen Böden und unter besten klimatischen Bedingungen und optimaler Pflege wächst.
Die Produktion erfolgt vom Anbau und der Ernte des Obstes bis zur Verarbeitung und Abfüllung ausschließlich in der Region.
Die regionale und naturnahe Produktion von Traisentaler Fruchtsäfte trägt zur nachhaltigen Aufrechterhaltung der Landschaftsform bei.

Produktbezeichnung, Produktklasse

Obstsaft, Fruchtsaft

Name der Region

Traisental, Niederösterreich, Österreich

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

Regionalentwicklungsverein Donauland-Traisental-Tullnerfeld
Ingenieur Franz Mitterhofer
Leadermanagement

Name des Antragstellers für den Titel

Keine Angabe

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

Zahlreiche Obstbauern und Obstsaftproduzenten aus der Region Traisental

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Geschichte:

Erste Hinweise über den Obstanbau in der Region Traisental stammen aus der frühen Bronzezeit (um 2000 vor Christus).

Es ist anzunehmen, dass der gezielte Obstbau in der Region durch die Besiedlung der Römer um 200 nach Christus seinen Anfang nahm.
Die Römer kannten die Kunst der Obstveredelung und verbreiteten die heute im Traisental vorherrschenden, typischen Obstsorten, wie z.B. Marillen, Pfirsiche, Kirschen, Zwetschken, Äpfel und Birnen.
Bis etwa 300 nach Christus lebten die Römer an der Donau im Traisental und gaben ihre Fertigkeiten bezüglich Obstbau an die heimische Bevölkerung weiter.

Kaiserin Maria Theresia (1740 bis 1780) verordnete die Anpflanzung von Streuobstbäumen. Ihr Sohn Joseph II. belohnte Landwirte mit einer silbernen Medaille, wenn sie über 100 Obstbäume setzten. Er ordnete auch an, bei jeder Hochzeit einige Obstbäume anzupflanzen.

Die Entdeckung der Pasteurisierung durch Louis Pasteur (1822 bis 1895) im späten 19. Jahrhundert ermöglichte die Herstellung von länger haltbaren Obstsäften und Süßmosten.

Ende der 1980er Jahre begannen die Obstbauern aus Niederösterreich vermehrt mit der Herstellung von Fruchtsäften. Anfänglich wurden überwiegend klare und naturtrübe Apfelsäfte produziert, später auch Säfte aus anderen Obstsorten und Mischfruchtsäfte, wie es heute die Saftproduzenten im Traisental pflegen. Die Qualität konnte durch Investitionen in die Maschinenausstattung für die Apfelsaftproduktion gesteigert werden.

Gebiet/ Region:

Die Genussregion Traisental liegt im Nordosten des Mostviertels, Bundesland Niederösterreich. Der Name leitet sich vom Fluss Traisen ab.

Die Region, südlich der Donau gelegen, umfasst die Bezirke St. Pölten, St. Pölten Land und Lilienfeld. Es grenzt im Nord-Westen an die Wachau, im Norden an das Kremstal, Kamptal und an Wagram, im Osten an die Ausläufer des Wiener Waldes und im Süden an die Steiermark.

Das Traisental umfasst die Regionen Unrecht Traisen und Türnitzer Traisen sowie die Region Traisen und das Untere Traisental und umfasst die Orte St. Aegyd am Neuwalde und Hohenberg, Annaberg, Türnitz, Dickenau, Lehenrotte und Freiland, wo sich die beiden Traisenbäche zur Traisen vereinen. Weitere dazugehörige Gemeinden sind Lilienfeld, Schrambach, Traisen, Eschenau, Wilhelmsburg, St. Pölten, Herzogenburg, Nussdorf, Sitzenberg-Reidling, Inzersdorf-Getzersdorf, Kapelln sowie Traismauer an der Traisen, die bei Altenwörth in die Donau mündet.

Das Traisental befindet sich auf einer Seehöhe zwischen 180 Meter und 1.750 Meter, darunter die Bergmassive Reisalpe, Tirolerkogel, Türnitzer Höger (alle um 1.400 Meter hoch) und der Traisenberg (1.230 Meter).

Die Anbauflächen der Obstplantagen für Traisentaler Fruchtsäfte liegen auf einer Seehöhe zwischen 180 und 370 Meter und nehmen eine Fläche von rund 200 Hektar ein.

Klima und Bodenverhältnisse:

Das Traisental lässt sich dem pannonischen Klima zuordnen. Die Sommer sind warm, die Winter kühl. Die Donau und der Fluss Traisen haben hier Einfluss auf die Vegetation, da an sonnigen Tagen die Wärme reflektiert wird. Das Gebiet weist mehr als 1.700 Sonnenstunden im Jahr auf.
Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 10 Grad Celsius, die jährliche Niederschlagsmenge 660 Millimeter.

Löss, kalkhaltige Konglomeratböden, verwittertes Urgestein und schottig-sandige Böden sind besonders für den Obstanbau geeignet.

Traisentaler Fruchtsäfte:

Sachbezeichnungen, Begriffsbestimmungen und Merkmale der Zusammensetzung von „Fruchtsaft", sind in der Fruchtsaftverordnung, BGBl. II Nr. 83/2004 in der geltenden Fassung geregelt (Codexkapitel B7 Fruchtsäfte, Gemüsesäfte).
Die Fruchtsaftverordnung bestimmt, dass unvergorener und somit alkoholfreier Saft aus frischen Früchten auch als „Süßmost", jedoch nur in Verbindung mit den Sachbezeichnungen „Fruchtsaft" und „Fruchtnektar", zu bezeichnen ist (Fruchtsaftverordnung, BGBl. II Nr. 83/2004).

Alle Produktions- und Verarbeitungsschritte des Traisentaler Fruchtsaftes erfolgen ausschließlich in der Region durch bäuerliche Produzenten. Ein geringer Teil der Obstbauern, die über keine eigenen Produktionsgeräte verfügen, lassen die Säfte auf Lohnbasis in der Region erzeugen.

Erzeugungsverfahren:

Obstsorten:

Für die Herstellung von Traisentaler Fruchtsäfte wird ausschließlich heimisches Obst, vorwiegend Äpfel, Birnen, Marillen, Pfirsiche, Kirschen, Zwetschken und Holunder sowie Kombinationen daraus verwendet.

Neben lokalen, traditionellen Sorten werden auch moderne Obstsorten verwendet.

Baumpflanzung und Bewässerung:

Die unterschiedlichen Früchte werden hauptsächlich von Obstplantagen gewonnen. Streuobstanlagen sind in der Region kaum vorhanden.

Auf Grund der günstigen klimatischen Bedingungen ist eine Bewässerung der Obstplantagen nicht nötig.

Ernte:

Die voll reifen Früchte werden händisch geerntet und anschließend sofort verarbeitet.
Fallobst wird für die Saftproduktion nicht verwendet.

Jährlich werden etwa 1.500 Tonnen Obst aus der Region geerntet und zu rund 500.000 Liter Traisentaler Fruchtsäfte verarbeitet.

Zerkleinerung und Pressung:

Direkt nach der Ernte wird das Obst gewaschen und entsprechend der Obstart und dem gewünschten Produkt in Musern (spezielle Maschine) Mühlen oder Quetschen zerkleinert.

Unmittelbar darauf wird der Saft gepresst. Ein geringer Anteil der Landwirte nutzt eine gemeinschaftliche Pressanlage in der Region, der Großteil presst die Fruchtsäfte mit eigenen Maschinen.

Haltbarmachung/Erhitzung:

Nach dem Pressen wird der Saft bei Temperaturen zwischen 75 und 80 Grad Celsius in modernen Anlagen langsam pasteurisiert, wodurch das Aroma vollkommen erhalten bleibt.
Die Pasteurisierungsanlage wird von Winzern oder anderen bäuerlichen Produzenten, die eine solche Anlage besitzen, zur Verfügung gestellt. Derartige Anlagen werden zum Großteil gemeinschaftlich genutzt.

Abfüllung und Etikettierung:

Nach der Erhitzung wird der Saft ohne weitere Zutaten ausschließlich in Glasflaschen gefüllt. Entsprechend der Menge und des jeweiligen Betriebes erfolgt die Abfüllung händisch oder maschinell.

Jeder Produzent erhält den eigenen Saft aus eigenem Obst, wenn Geräte gemeinsam genutzt werden.

Fruchtsaftbeschreibung:

Da bei der Verarbeitung des Obstes zu Traisentaler Fruchtsäfte eine Vielfalt von verschiedenen Sorten gepresst wird, wird ein Reichtum an Geschmack und eine breite Aromapalette ermöglicht. Sortentypische Merkmale bezüglich Geschmack, Aroma und Aussehen finden sich in den Säften wieder.

Chemische Zusätze, Aroma- oder Konservierungsstoffe sind in den Säften nicht enthalten. Zucker wird ebenfalls nicht zugesetzt.

Qualitätskontrolle:

Dem Traisentaler Fruchtsaft liegen die Vorschriften der Fruchtsaftverordnung, BGBl. II Nr. 83/2004, bezüglich Kennzeichnung, zugelassene Zutaten, Behandlungen und Stoffe zugrunde.

Ein Teil der Hersteller produziert im Obstbau nach den Richtlinien der Integrierten Produktion.

Jeder Saftproduzent strebt im eigenen Interesse die höchste Qualität an. Die Produzenten achten bei der Ernte besonders auf die Vollreife der Früchte und bei der Herstellung jedes Saftes auf typischen Geschmack und Aussehen.

Vermarktung:

Traisentaler Fruchtsäfte sind ab Hof, auf Bauernmärkten, im Handel und in der Gastronomie ganzjährig erhältlich.
Die Produkte werden nicht nur regional vermarktet, sondern auch exportiert.

Zusammenhang mit dem geographischen Gebiet und Traditionellem Wissen:

  • Spezielle tiefgründige, fruchtbare Böden und milde, feuchte Klimaverhältnisse im Anbaugebiet liefern optimale Bedingungen für Obstplantagen.
  • Ausgeprägte Bodenständigkeit: es wird darauf geachtet, Obstsorten zu verwenden, welche an die natürliche Umgebung und die klimatischen Bedingungen angepasst sind.
  • Dank der Kulturart und besonderen geographischen Verhältnisse können Fruchtsäfte erzeugt werden, die hinsichtlich Geschmack und Aussehen Besonderes bieten.
  • Die Erzeugung von Traisentaler Fruchtsäfte ist das Ergebnis Traditionellen Wissens, das an die in diesem Bereich Tätigen weitergegeben wurde: Traditionelles Wissen und Erfahrung der Obstbauern (Anpassung der Erziehungsform an die Gegebenheiten der Umwelt, Auswahl von Sorten, Know-how des Ernteverfahrens, Fruchtsafterzeugung), Erfahrung der in der Vermarktung.

Verwertung:

Es werden über 40 verschiedene Fruchtsäfte produziert. Darunter sind circa 15 verschiedene sortenreine Apfelsäfte, aber auch Marillen- und Birnensäften sowie Kombinationen daraus (= Mehrfruchtsäfte), wie zum Beispiel Apfel-Holunder.
Darüber hinaus werden auch Nektare, zum Beispiel von der Marille, und verschiedene Mehrfruchtsäfte in Kombination mit Gemüse, wie Johannisbeer-Karotte angeboten.

Schutz:

Keine Angabe

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Niederösterreich, Region, Traisental, Traisentaler Fruchtsaft, Traisentaler Fruchtsäfte, Apfelsaft, Birnensaft, Fruchtsaft, Mehrfruchtsaft

Bibliographie/ Referenzen

Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 22.04.2022.

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Regionalentwicklungsverein Donauland-Traisental-Tullnerfeld
Feldgasse 1
3130 Herzogenburg

Autoren

Daniela Trenker B.A., Dr. Erhard Höbaus, Mag. Eva Sommer