Blauburger

Blauburger
Foto: Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg

Traditionelle Herstellung von Wein aus der blauen Rebsorte Blauburger.

Registernummer: 245

Offenlegungsdatum

Die blaue Rebsorte Blauburger wurde 1923 an der Höheren Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg gezüchtet.

Titel

Blauburger

Kurzdarstellung oder Behauptung

Traditionelle Herstellung von Wein aus der blauen Rebsorte Blauburger.
Die Rebsorte wird hauptsächlich in Österreich kultiviert, wobei Niederösterreich das Hauptanbaugebiet darstellt. Weitere Anbauflächen befinden sich im Burgenland, geringfügig in der Steiermark und in Wien. In den Nachbarländern Ungarn, Slowakei, Tschechien und Deutschland finden sich kleinere Pflanzflächen.
Charakteristisch sind der fruchtig-neutrale Geschmack, das an Beerenfrüchte (Ribisel, Himbeere, Kirsche) erinnernde Bukett sowie die tiefdunkle, rote Farbe, die den Blauburger auch als Deckwein für farbschwächere Weine qualifiziert.
Die Rebsorte dient vorwiegend als Verschnittpartner in Cuvées und wird nur selten sortenrein ausgebaut. Blauburger kann z.B. als farbstarker Partner im „Erlauer Stierblut (HU)verwendet werden.

Produktbezeichnung, Produktklasse

Wein

Name der Region

Niederösterreich, Burgenland, Wien, Österreich, Eger (HU)

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

überarbeitet von F. Regner (HBLA und BA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg)

Name des Antragstellers für den Titel

Keine Angabe

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

Keine Angabe

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Weingeschichte in Österreich:

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges besann man sich zunehmend auf den Wein als ein wohlschmeckendes, preisgünstiges und haltbares Nahrungsmittel für den Massenkonsum.
Mit dem Weingesetz aus 1961 wurden Weinbaugebiete festgelegt und die Kriterien für einen österreichischen Qualitätswein definiert. Neue Sorten wie Rotburger (Zweigelt) und Blauburger wurden in den Markt eingeführt.

Die Zeit zwischen den 70er Jahren und 1985 galt als Krisenzeit für den österreichischen Weinbau, gekennzeichnet durch einen zyklischen Preisverfall und Weinfälschungsmethoden.
Im Zuge eines neuen Weinrechtes wurden durch eine lückenlose Prüfung der Weinbestände derartige Fälschungen in größerem Ausmaß praktisch unmöglich gemacht. In den darauffolgenden Jahren wurde das Weingesetz einer mehrmaligen Novellierung unterzogen.

In den 1980er Jahren kamen verstärkt internationale Sorten hinzu. Gegen Ende der 1990er Jahre besann man sich wieder stärker auf heimische Rotweinsorten.

Die Basis des heutigen Österreichischen Weingesetzes ist das europäische Weinrecht RIS - Weingesetz 2009 - Bundesrecht konsolidiert, Fassung vom 31.05.2021 (bka.gv.at)

Blauburger:

Die Züchtung Blauburger geht auf Dr. Friedrich Zweigelt (1888 bis 1964) zurück, der bei der Gründung des Institutes für Rebenzüchtung an der Höhere Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg mitwirkte und später deren Leitung übernahm.
Er führte  jahrelang Rebenselektionen und Kreuzungen durch, woraus einige Neuzüchtungen hervorgingen, darunter auch die Rebsorte Blauburger (1923). Der Name ist eine Anspielung an ihren Herkunftsort Klosterneuburg und die dunkle Weinfarbe.

Rotwein aus Österreich war damals wenig farbintensiv. So war es durchaus üblich, dem Wein zur Farbintensivierung Färberweine (vorwiegend aus Italien) zuzusetzen. Durch die Sorte Blauburger erübrigte sich eine Farbaufbesserung.

Die Rebsorte war aufgrund ihrer Eigenschaften (geringe Ansprüche an Boden, Lage und Klima, hohe Ertragssicherheit, gute  Kalkverträglichkeit) vor allem für den Einsatz in klimatischen Randzonen gedacht, in denen sich der Rotweinanbau in der Vergangenheit schwierig gestaltete. Auch heute noch kann der Blauburger vor allem in den ungünstigen Jahren andere Rotweinsorten überflügeln.

Die Gesamtanbaufläche für Blauburger in Österreich beträgt ca. 5,7 % der Rotweinflächen und weniger als 2 % der gesamten Weinbaufläche.

Gebiet/ Region:

Die Rebsorte Blauburger ist hauptsächlich in Österreich verbreitet. Das Hauptanbaugebiet erstreckt sich über Niederösterreich, im Speziellen über das Weinviertel. Weitere Anbauflächen finden sich im Burgenland, der Steiermark und in Wien.
In Deutschland wird die Rebsorte versuchsweise angebaut und nimmt nur eine Fläche von wenigen Hektar ein. Mehr Bedeutung hat die Rebsorte in Ungarn erlangt, wo sie im Gebiet um Eger kultiviert wird und als Teil des Erlauer Stierblut akzeptiert ist.

Blauburger:

Die rote Rebsorte Blauburger ist eine Qualitätsweinrebsorte und aus der Kreuzung der beiden Rebsorten Blauer Portugieser und Blaufränkisch hervorgegangen.

Ampelographische Beschreibung (Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg):

Die Triebspitzen des jungen Triebes sind offen. Der junge Trieb ist schwach wollig behaart mit schwacher Anthozyanfärbung. Die Triebhaltung ist halb aufrecht. Die mittellangen Ranken sind diskontinuierlich verteilt.
Die ventralen Internodien sind grün gefärbt mit roten Streifen, dorsal sind sie rot gefärbt.
Die Knospenschuppen besitzen bis zur Mitte eine schwache Anthozyanfärbung.
Das junge Blatt ist an der Oberseite auf der ganzen Blattfläche kupfrig-rötlich. Die Unterseite weist eine schwache Behaarung zwischen den Nerven auf. Die Blüte ist zwittrig.

Das ausgewachsene Blatt ist kreisförmig mit 5 Lappen und V-förmigem Profil. Die Spreite ist schwach gewaffelt und mittel-stark blasig. Die Blattzähne sind gerade bis rundgewölbt, die Stielbucht ist überlappend mit V-förmiger Basis; nicht von Nerven begrenzt. Zähne der Stielbucht und in den oberen Seitenbuchten fehlen. Die Blattunterseite ist schwach behaart mit schwacher Beborstung der Hauptnerven.

Der Traubenstiel ist mittel-lang (5 bis 7 cm), die Traube mittel-groß (14 bis 18 cm) und mittel-dicht. Die Grundtraube ist zylindrisch mit 1 bis 3 Flügeln, die Beitraube ist mittel-groß und häufig vorkommend.

Die Beeren besitzen eine rundliche Form (Länge = 14 bis 20 mm, Breite = 14 bis 20 mm) mit einem geringen Einzelbeerengewicht (~ 2 g). Die Beere weist eine blau-schwarze Haut und ein ungefärbtes Fruchtfleisch auf. Ihr Geschmack ist neutral oder „anders“, die Samen sind vollständig ausgebildet.

Das Holz der Rebstöcke ist hellbraun und punktiert.

Phänologische Beschreibung (Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg):

Der Austrieb der Rebsorte ist spät, die Blütezeit spät und die Reifezeit mittel bis früh.
Die Rebsorte besitzt eine schwache Resistenz gegenüber Winterfrost, die Regeneration nach Frühjahrfrost ist ebenfalls schwach.
Die Resistenzen gegenüber pilzlichen Schaderregern, wie Plasmopara sind mittel, gegenüber Oidium schwach und gegenüber Botrytis mittel.
Die Neigung der Beeren zum Platzen nach Herbstniederschlägen ist mittel.

Der Blauburger stellt nur geringe Ansprüche an Lage, Boden und Klima und verträgt auch kalkreiche Böden.

Methode der Produktion:

Die Rebsorte erzielt gleichmäßig hohe Erträge. Die Ernte erfolgt ab Anfang September.

Blauburger eignet sich sowohl für den Barriqueausbau, als auch für den klassischen Ausbau im großen Holzfass oder Stahltank.

Die Sorte wird vorwiegend als Verschnittpartner in Cuvées mit anderen heimischen (Zweigelt, St. Laurent) oder internationalen Sorten (Merlot) verwendet und seltener sortenrein ausgebaut.

Aufgrund seiner intensiven, dunklen Färbung wird der Blauburger häufig als Deckwein für farbschwächere Weine verwendet.

Geschmack, Aussehen:

Vom Geschmack her ähnlich dem Blaufränkisch, ist der Blauburger meist alkohol- (ca. 12 bis 14 Vol%,) und extraktreicher. Charakteristisch sind der fruchtig-neutrale Geschmack und das an Beerenfrüchte (Ribisel, Himbeere, Kirsche) erinnernde Bukett.

Die Rebsorte Blauburger bringt vollmundige, samtige, harmonische, wuchtige Rotweine mit einer intensiven, kräftigen, schon fast schwarzen Farbe hervor.

Vermarktung:

Blauburger wird ab-Hof, über Vinotheken, den Lebensmitteleinzelhandel sowie die Gastronomie vermarktet.

Verwertung:

Empfehlung: Weine der Rebsorte Blauburger zeichnen sich durch eine gute Lagerfähigkeit aus.

Blauburger ist ein idealer Begleiter zu leichten Vorspeisen, Fleischgerichten, wie Wild und Rinderbraten, würzigem Käse und  italienischen Nudelgerichten. Die optimale Trinktemperatur liegt zwischen 14 °C und 16 °C.

Schutz:

Es gibt keine geschützte Herkunft oder Marke mit dieser Sorte.

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Wein, Rotwein, Blauburger

Bibliographie/ Referenzen

Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 08.01.2024.

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Keine Angabe

Autorin

Mag. Doris Reinthaler überarbeitet von Dr. Ferdinand Regner (HBLA und BA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg) 2021