Waldviertler Karpfen

Waldviertler Karpfen
Foto: Florian Kainz / Archiv Aqua

Traditionelle Zucht sowie traditionelle Abfischung von Karpfen in naturnahen Teichen in der Region Waldviertel, Niederösterreich.

Registernummer: 30

Offenlegungsdatum

Die Fischzucht in der Waldviertler Gegend hat ihre nachweislichen Wurzeln im 13. Jahrhundert. Im Jahr 1280 werden im Urbar des Stiftes Zwettl erstmals Teiche erwähnt.

Titel

Waldviertler Karpfen

Kurzdarstellung oder Behauptung

Die Aufzucht und Abfischung von Karpfen in naturnahen Teichen im Waldviertel ist das Ergebnis traditionellen Wissens um die Zucht und extensive Teichwirtschaft im Waldviertel, Niederösterreich.

Das feste Fleisch, der exzellente Geschmack und der herausragende kulinarische Ruf der Waldviertler Karpfen sind das Ergebnis einer extensiven Fischzucht, die im Einklang mit der Natur in künstlich errichteten, meist großflächigen Fischteichen erfolgt. Die Karpfen ernähren sich etwa zur Hälfte von den natürlichen Nahrungsquellen, die der Teich hervorbringt (Kleinstlebewesen, wie zum Beispiel Plankton) und zur anderen Hälfte von dem regionalen Getreide und den Leguminosen, die zugefüttert werden. Das trägt zusammen mit dem langsamen Wachstum unter den rauen klimatischen Bedingungen des Waldviertels wesentlich zum exzellenten Geschmack des Fischfleisches bei.

Weiters sind Karpfenteiche wertvolle Wasserrückhaltebecken, dienen als Lebensräume für seltene wassergebundene Pflanzen und Tiere und tragen zur nachhaltigen Bewahrung der regionalen Landschaft bei.

Produktbezeichnung, Produktklasse

Karpfen, Fische

Name der Region

Waldviertel, Niederösterreich, Österreich

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

Niederösterreichischer Teichwirteverband

Name des Antragstellers für den Titel

Niederösterreichischer Teichwirteverband

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

Haupt- und nebenberufliche Waldviertler Teichwirtinnen/Teichwirte

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Niederösterreichischer Teichwirteverband

Beschreibung

Geschichte:

Die Karpfenzucht in Teichen ist eine der ältesten Methoden der Fischproduktion. Die Urheimat des Karpfens ist vermutlich Kleinasien und es wird angenommen, dass Karpfen über das Schwarze Meer und die Donau nach Mitteleuropa vorgedrungen sind. Bis ins Mittelalter waren Seen und Flüsse ihre natürlichen Lebensräume. Danach nahm, im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Christentums, die Karpfenzucht in Teichen stark zu.

Im Jahr 1280 werden im Urbar des Stiftes Zwettl erstmals Teiche erwähnt. Darunter der Rudmannser Teich, welcher bis heute besteht und als Karpfenteich bewirtschaftet wird. Traditionellerweise war Fisch eine Speise des Adels und der Klöster, jedoch nutzte der Adel im Gegensatz zu den Klöstern sein Fischrecht kaum. Mit der Zeit arbeiteten auch Berufsfischerinnen/Berufsfischer für Klöster oder Gewässerbesitzerinnen/Gewässerbesitzer und Grundherrinnen/Grundherren. Die Fischzucht war oft mit Mühlteichen für Wassermühlen verbunden, die von Klöstern oder Adeligen an die Müllerinnen/Müller verpachtet wurden. Die Pachtgebühr bestand damals meist aus Fischen oder Geld.

Während der Fastenzeit bevorzugten Stiftsküchen den Karpfen. Auch aus dem Grund, weil die Geistlichkeit zum Fischen (Kaltblütler) aber nicht zur Jagd (Warmblüter) berechtigt war. Da der Heilige Abend ebenfalls als Fasttag galt, an dem der Verzehr von Fleisch nicht erlaubt war, wurde der Karpfen zum traditionellen Weihnachtessen in Mittel- und Osteuropa. Auch zu Silvester und am Aschermittwoch wurden und werden Karpfen noch immer regelmäßig als traditionelles (Festtags-) Gericht zubereitet und serviert.

Für Gasthöfe und Wirtshäuser spielten Karpfen eine wichtige Rolle als Fastenspeise, denn bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts durfte an Fasttagen Fleisch von warmblütigen Tieren nur an Offiziere, „unkatholische“ Personen oder an Katholikinnen/Katholiken, die vom Fasten ausgenommen waren, abgegeben werden und selbst in diesen Fällen durften diese nicht im allgemeinen Speiseraum, sondern nur in den privaten Räumen der Gastwirtin/des Gastwirtes und später in einem separaten Raum oder zumindest auf einem separaten Tisch serviert werden.

Das Essen von Karpfen zum traditionellen Weihnachtsfest an Christi Geburt hat auch theologische Wurzeln. In der Vergangenheit herrschte der Irrglaube, dass Karpfen geschlechtslos seien und direkt dem Wassergrund entspringen. Karpfen eigneten sich somit besonders gut als eine Speise, die metaphorisch die Jungfrauengeburt von Jesus symbolisiert.

Weiters dachte man in früheren Zeiten, dass der Schädel des Karpfens die Marterwerkzeuge Christi enthält und die Knochen zu einer vogelähnlichen Gestalt gleich dem Heiligen Geist zusammengesetzt werden können, welche gegen Hexen schützen soll. Ein weiterer Aberglaube war, dass ein mondförmiger kleiner Stein über den Augen des Karpfens existiert, welcher zu Weihnachten gefunden, der Finderin/dem Finder Glück bringt.

Ein weiterer lang bestehender Brauch ist, dass das Bei-sich-Tragen einer getrockneten Karpfenschuppe im neuen Jahr Geldsegen bringen soll. Es kann davon ausgegangen werden, dass dieser Brauch mit der münzenähnlichen Form der Karpfenschuppe zusammenhängt.

Im Mittelalter begannen die Klöster mit den ersten züchterischen Versuchen unter den eher kühlen klimatischen Bedingungen des Waldviertels. Seit damals wurden verschiedene Karpfenvarietäten entwickelt, die in Größe, Form und Körperoberfläche variieren. Die heutigen Karpfen sind hochrückiger, wodurch der Anteil an Fischfleisch höher ist.

Um 1947 wurde der Niederösterreichische Teichwirteverband gegründet (damals unter der Bezeichnung „Verband der Fischereiwirte für Niederösterreich und Wien“), wobei es auch Hinweise darauf gibt, dass der Verband bereits vor dem zweiten Weltkrieg bestand.

Im Jahr 1994 wurde die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Biofisch mit Sitz im Waldviertel gegründet. Sie strebt eine Entwicklung und Förderung der Fischzucht unter biologischen Richtlinien an.

Im Jahr 1999 wurde die Wort-Bild-Marke „Waldviertler Karpfen“ beim österreichischen Patentamt registriert.

Gebiet/ Region:

Das Waldviertel, leitet seinen Namen vom Waldreichtum ab. Es liegt in der nordwestlichen Region im österreichischen Bundesland Niederösterreich und umfasst die politischen Bezirke Gmünd, Horn, Krems, Krems-Land, Waidhofen an der Thaya, Zwettl sowie Teile der politischen Bezirke Hollabrunn und Melk. Das Waldviertel ist im Süden begrenzt durch die Donau, im Südwesten durch Oberösterreich, im Nordosten und im Norden durch Tschechien, und im Osten durch den Manhartsberg.

Klima und Bodenbeschaffenheit:

Das Waldviertel hat kontinentales Klima, typisch für das Mittelgebirge. Die Sommer sind warm mit wenig heißen Tagen und kühlen Nächten, die Winter sind relativ kalt mit wenig Schneefall. Die Jahresniederschlagsmenge beträgt etwa 500 bis 800 Millimeter, mit einem Maximum im Sommer. Die Vegetationsperiode ist für österreichische Verhältnisse eher kurz. Geologisch ist das Waldviertel eine Gebirgslandschaft, die sich aus Graniten und Gneisen mit Höhen bis zu 1.000 Meter zusammensetzt. Es ist Teil des Böhmischen Massivs und ist charakterisiert durch leichte, sandige Böden, Braunböden-Podsolböden, Braunböden und Semipodsole.

Lebensraum:

Die Landschaft des Waldviertels ist durch rund 2.200 Fischteiche gekennzeichnet, die auf Seehöhen zwischen 350 bis 600 Meter liegen und circa 1.700 Hektar bedecken (Quelle: Ökologische Station Waldviertel vom Bundesamt für Wasserwirtschaft).

Die Wassertemperatur in den Karpfenteichen variiert im Jahresverlauf erheblich. Sie reicht von etwa 4 Grad Celsius im Winter bis zu circa 25 Grad Celsius während heißer Sommertage im Juli bzw. August.

Die Wasserqualität ist gekennzeichnet durch einen durchschnittlichen Ammoniak- und Nitritgehalt, der unter der Nachweisgrenze liegt sowie einen Ammoniumgehalt von etwa 0,1 Milligramm pro Liter. Der durchschnittliche Sauerstoffgehalt beträgt etwa 8,4 Milligramm pro Liter. Das Wasser ist aufgrund geringer Kalzium- und Magnesiumgehalte sehr weich.

Die meisten Teiche im Waldviertel sind sogenannte „Himmelsteiche“, welche vom Niederschlagswasser der umliegenden Fluren gespeist werden.

Die Teiche beherbergen vielfältige Wasserpflanzen, wie Schilfrohr, Kalmus, Froschlöffel (Alisma sp.) oder Wasserknöterich (Persicaria amphibia). Das Phytoplankton enthält beispielsweise Grünalgen oder Kieselalgen und das Zooplankton besteht beispielsweise aus Wasserflöhen, Ruderfußkrebsen, Zuckmücken, Eintagsfliegenlarven, Köcherfliegen oder kleine Würmer.

Pflegemaßnahmen der Teiche:

Nach dem Abfischen im Herbst bleiben die Teiche für einige Wochen oder Monate trocken und werden dann wieder bespannt.
Wenn erforderlich werden die Teiche in Abständen von zwei bis zehn Jahren entschlammt, die Ufer befestigt und von übermäßigen Schilf befreit.
Die Teiche werden kaum gedüngt, weil sie nur extensiv genutzt werden und weil Nährstoffe (insbesondere Stickstoff und Phosphor) ohnehin aus den umliegenden Flächen eingeschwemmt werden.

Waldviertler Karpfen:

Der Gemeine Karpfen (Cyprinus carpio) ist ein Süßwasserfisch der Familie der Karpfenfische. Karpfen bevorzugen langsam fließendes beziehungsweise stehendes Wasser, das nicht besonders klar oder sauerstoffreich sein muss. Karpfen wachsen am besten bei Wassertemperaturen zwischen 20 Grad Celsius und 25 Grad Celsius, wenn das Potential der Nahrungsaufnahme optimal ist. Tagsüber halten sich die Karpfen zumeist an tieferen Stellen der Teiche auf und sind in der Dämmerung aktiv. Während der langen, rauen Wintermonate befinden sich die Karpfen entweder nach den herbstlichen Abfischungen in geschützten Hälteranlagen oder ruhen an den tiefsten Stellen der Teiche, wobei sie aufgrund der kalten Temperaturen nichts verstoffwechseln und weder Nahrung zu sich nehmen, noch wachsen.

Erzeugungsverfahren:

Die meisten Karpfen (circa 80 bis 90 Prozent der Teichfläche) werden gemäß dem Schutzmarkenprogramm „Waldviertler Karpfen“ produziert.

Das Schutzmarkenprogramm legt fest, dass die Karpfen im Waldviertel geboren, aufgezogen, geschlachtet und verarbeitet werden müssen (Herkunftsnachweis).
Die Karpfen werden artgerecht gehalten und die Besatzdichte ist entsprechend den natürlichen Produktionsbedingungen eines Teiches begrenzt, sodass zum Beispiel ein Speisekarpfen etwa 15 Quadratmeter als Lebensraum zur Verfügung hat. Das ergänzende Futter besteht hauptsächlich aus regionalen Getreide. Fertigfuttermittel dürfen nur im begrenzten Umfang eingesetzt werden. Karpfen, die unter biologischen Richtlinien produziert werden, werden ausschließlich mit biologischen Futtermitteln gefüttert. Darüber hinaus müssen Schutzmarkenbetriebe Mitglieder des Tiergesundheitsdienstes (TGD) sein.

Es werden sowohl Spiegelkarpfen als auch Schuppenkarpfen aufgezogen, wobei mengenmäßig Schuppenkarpfen überwiegen.
Die landwirtschaftlichen Betriebe produzieren Karpfen im Haupterwerb oder im Nebenerwerb.

Etwa 30 Prozent der Teichflächen werden biologisch bewirtschaftet.

Paarung und Fortpflanzung:

Karpfen sind im Alter von drei bis vier Jahren geschlechtsreif. Der „Hochzeitstanz“ der Karpfen findet abhängig von der notwendigen Wassertemperatur von 18 bis 20 Grad Celsius zwischen Ende Mai und Anfang Juni statt.

Abhängig von Größe und Alter gibt das Weibchen circa 1,5 Millionen Eier ab, die im Wasser befruchtet werden. Die befruchteten, blassgelben Eier haften an submersen Pflanzen, Gräsern oder anderen Substraten an.

Das Ablaichen und Erbrüten erfolgt vorwiegend in den Teichen unter natürlichen Bedingungen (sogenannte Dubischteiche); in den Fischzuchtbetrieben kommen zum Teil auch Brutapparate zum Einsatz.

Das Schlüpfen erfolgt normalerweise nach drei bis fünf Tagen, abhängig von der Wassertemperatur. Die Fischlarven ernähren sich die ersten Tage über den Dottersack. Bevor dieser aufgebraucht ist, füllt die Fischbrut ihre Schwimmblase mit Luft. Ab dann ernährt sich die Fischbrut von Mikroplankton und Algen.

Haltung und Zucht:

Der Fischbesatz stammt aus regionaler Nachzucht, wobei jedes Jahr etwa 200 Tonnen Besatzfische in die Waldviertler Teiche ausgebracht werden. Karpfen werden in Polykultur zum Beispiel mit Schleien, Zandern, Hechten und Maränen produziert.

Die Fischbrut wird in Brutteiche gesetzt und im nächsten Frühjahr in sogenannte „Streckteiche“ gebracht (Teiche, die mehr Platz für die wachsenden Karpfen bieten). Es dauert 3 bis 4 Sommerperioden bis die Karpfen speisefertig sind und 3 bis 4 Kilogramm erreicht haben. Diese werden in der Fachsprache als drei- beziehungsweise viersömmrige Karpfen bezeichnet. Im vierten Jahr werden die ausgewachsenen Karpfen in großflächigen Abwachsteichen gehalten.

Fütterung:

Karpfen sind omnivor und ernähren sich etwa zur Hälfte von den lebenden Organismen im Teich (Kleinstlebewesen, wie das Plankton). Heimisches Getreide (Roggen, Gerste, Weizen) oder Leguminosen (wie Erbsen) werden etwa alle 2 bis 3 Tage zugefüttert. Während des Frühlings werden teilweise Futtermittel zusätzlich gefüttert, die mit Mineralien und Spurenelementen angereichert sind.
Nach den biologischen Richtlinien dürfen biologische Futtermittel pflanzlichen Ursprungs, die vorzugsweise vom Betrieb selbst stammen im maximalen Ausmaß von 50 Prozent zugefüttert werden.

Die Fische werden alle 2 bis 3 Tage per Hand zugefüttert.
Während des Frühlings werden zusätzlich Futtermittel, die mit Mineralien und Spurenelementen angereichert sind, verabreicht.

Abfischung und Besatzbestimmung:

Im Herbst findet das „Abfischen“ in einer Jahrhunderte alten Art und Weise statt. Zuerst wird das meiste Wasser aus den Fischteichen abgelassen. Das kann bei hektargroßen Teichen bis zu mehreren Tagen dauern. Dann treiben die Fischerinnen/die Fischer, oft brusttief im kalten Wasser, die Karpfen mit Handnetzen nahe des Teichufers zusammen. Im Volksmund wird das Phänomen des durch die zusammengetriebenen Fische spritzende Wasser als „Der Teich kocht" bezeichnet. Schließlich werden die Fische mit Keschern aus dem Wasser gehoben, nach Größe sortiert und in Wasserbecken kurz zwischengehältert.
Nach dem Fischfang werden die Teiche wieder mit Wasser befüllt und mit Fischen besetzt, eine Ausnahme sind Teiche, die aufgrund der Bewirtschaftungsform zuerst austrocknen müssen.

Nachdem die Karpfen händisch sortiert wurden, werden diese zu Hälteranlagen beziehungsweise Hälterbecken gebracht. Hier werden die Fische mit Frischwasser versorgt. Fische, die einen etwaigen schlammigen Geschmack aufweisen, verlieren auf diese Weise den Fehlgeschmack (Qualitätssteigerung).
Die Erträge sind durch die naturnahe artgerechte Aufzucht zwar vergleichsweise niedrig, gewährleisten aber hinsichtlich Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Fische sowie Fleischqualität höchsten Standard.

Schlachtung:

Die Karpfen werden in Schlachthäusern, die natürlich den Hygieneanforderungen entsprechen, fachgerecht geschlachtet.

Verarbeitung und Verpackung:

Die Karpfen werden zerteilt oder filetiert bzw. geschröpft und verzehrfertig gemacht. Das Fleisch wird vakuumverpackt oder in Kunststofffolien verpackt. Die Karpfen werden auch im Ganzen, sowohl lebendig als auch geschlachtet, verkauft.

Fleisch und Geschmack:

Das Fleisch der Waldviertler Karpfen ist weiß bis zartrosa. Es ist fest und zart zugleich, hat einen exzellenten Geschmack und ein besonderes Aroma.

Ernährung:

Das Fleisch der Karpfen ist reich an hochwertigem Eiweiß, cholesterinneutral und hat eine günstige Fettsäurezusammensetzung.

Qualitätskontrolle:

Die hohen Qualitätsstandards werden durch Teilnahme am Fischgesundheitsdienst des Bundeslands Niederösterreich und laufenden Lebensmittelsicherheitskontrollen sichergestellt. Die Wasserqualität und die Gesundheit der Karpfen werden auf einer regelmäßigen Basis vom Niederösterreichischen Fischgesundheitsdienst, der Ökologischen Station Waldviertel (Bundesamt für Wasserwirtschaft) und der Veterinärmedizinischen Universität Wien kontrolliert. Darüber hinaus, werden interne Kontrollen vom Niederösterreichischen Teichwirteverband durchgeführt.
Die Wasserqualität wird durch die Ökologische Station Waldviertel zweimal pro Jahr kontrolliert.

Teichwirtinnen/Teichwirte, die ihre Karpfen unter der Wort-Bild-Marke „Waldviertler Karpfen“ verkaufen, müssen entsprechende Aufzeichnungen in einem Teichbuch, hinsichtlich Fischbestand (Ursprung, Menge der Fische), Futtermittel (Ursprung, Menge, Art), Abfischmengen, Ergebnisse der Wasser- und Fischgesundheitskontrollen und anderer relevanter Geschehnisse (zum Beispiel Fischkrankheiten) führen.

Neben dem Waldviertler Karpfen werden auch Waldviertler Bio-Karpfen produziert. Diese werden nach den Richtlinien anerkannter österreichischer Bio-Verbände („Bio Austria“ oder „Freiland“) und den EU-Bio-Richtlinien produziert.

Vermarktung:

Die Karpfen werden entweder als Speisefische oder als Besatzfische für andere Teiche für Angelzwecke verkauft.

Sie werden unter der Wort-Bild-Marke „Waldviertler Karpfen“ vermarktet und entweder direkt Ab-Hof, im Groß- und Einzelhandel sowie in der Gastronomie verkauft.

Gastronomiebetriebe, die entsprechende Voraussetzungen erfüllen, können sich vom NÖ Teichwirteverband als „Karpfenwirte“ bzw. „Karpfengasthäuser“ auszeichnen lassen. Im Kreis dieser werden wiederum erlesene Gastronomiebetreibe mit der „Karpfenhaube“ ausgezeichnet.

Frische Karpfen werden als regionale Spezialität im Ganzen oder in Form von Filets vermarktet. Die Filets werden durch den Prozess des Schröpfens (das rohe Filet wird in Abständen von etwa 0,5 Millimeter eingeschnitten, um die Fischgräten zu durchtrennen) küchenfertig gemacht. So sind die Gräten nach der Zubereitung am Gaumen nicht mehr spürbar.

Das jährliche Abfischen hat in der Waldviertler Region eine lange Tradition und zieht unter anderem bei diversen Abfischfesten zahlreiche Schaulustige an. Im Anschluss an das "Große Waldviertler Abfischfest" (Fest anlässlich des Fischfangs) veranstalten die Mitgliedsbetriebe der "Waldviertler Wirtshauskultur" ihre traditionelle Karpfenschwerpunktaktion, wo Karpfen in zahlreichen Varianten zubereitet und angeboten werden.

Zusammenhang mit dem geographischen Gebiet und Traditionellem Wissen:

  • Besondere Boden-, Klima-, Wasserhaushalt- und Geländeverhältnisse in der Region Waldviertel bieten optimale Bedingungen für die Karpfenqualität und -zucht.
  • Ausgeprägte Bodenständigkeit: Waldviertler Karpfen werden ausschließlich in der Region geboren und aufgezogen und leben zu einem großen Teil von natürlichen Organismen, die in den Teichen vorkommen.
  • Dank dieser naturnahen Haltung können Karpfen mit spezifischen Eigenschaften erzeugt werden. Das Fleisch besitzt ein einzigartiges Aroma und einen einzigartigen Geschmack, die in direkter Beziehung zur aufgenommenen Nahrung und der Teichwirtschaft stehen.
  • Die extensive, ökologisch orientierte Haltung von Karpfen trägt zur Aufrechterhaltung der durch Teiche geprägten Naturlandschaft bei.
  • Traditionell handwerkliche Teichwirtschaft. Die Produktion von Waldviertler Karpfen ist das Ergebnis Traditionellen Wissens, das von Generation zu Generation weitergegeben wird: Traditionelles Wissen und Erfahrung der Karpfenzüchterinnen/Karpfenzüchter (Anpassung der Haltung an die Gegebenheiten der Umwelt, Know-how der Züchterinnen/Züchter, Verbesserung des Erbguts), der Fischerinnen/Fischer (traditionelle Methode der Abfischung mit Netzen, Lagerung und Transport) und der Schlachtung (Zerlegung und Schröpfung) und der Weiterverarbeitung.

Verwertung:

Die Zubereitungsarten von Karpfen sind vielfältig: geräuchert, eingelegt, gebraten, pochiert, „blau“, als Pastete oder als Suppe et cetera und sind teilweise seit Generationen überliefert.

Gebackener Karpfen ist in Österreich und anderen Teilen von Mittel- und Osteuropa ein traditionelles Essen am Heiligen Abend.

Aber Karpfen eignen sich nicht nur für kulinarische Vergnügen. Eine Manufaktur im Dorf Reitzenschlag im Waldviertel hat in Zusammenarbeit mit einem Angehörigen des Nanai Volkes ein Verfahren entwickelt, bei dem die einzigartige Struktur und die natürliche Farbe der Fischhaut bei der Herstellung von Fischleder vollständig erhalten bleibt. Die Nanais sind ein tungusisches Volk aus dem Fernen Osten deren traditionelle Kleidung aus Fischhaut hergestellt wurde.
Die Karpfenhaut beziehungsweise das Karpfenleder wird als modisches Element bei der Herstellung von Kleidung, Taschen, Schuhen und Accessoires eingesetzt.

Schutz:

Der „Waldviertler Karpfen“ ist seit 1999 eine geschützte Wort-Bild-Marke (Österreichisches Patentamt), registriert gemäß Markenschutzgesetz unter der Nr. 254490.

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Niederösterreich, Region, Waldviertel, Fische, Waldviertler Karpfen, Cyprinus carpio L.

Bibliographie/Referenzen

Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 20.12.2023.

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Niederösterreichischer Teichwirteverband
Wiener Straße 64
3100 St. Pölten
Telefon: +43 5 0259 23102

Autoren

Mag.a Eva Sommer, Mag.a Doris Reinthaler, Dr. Erhard Höbaus, Niederösterreichischer Teichwirteverband Melanie Haslauer LKÖ

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