Ausseerland Seesaiblinge

Seesaibling
Foto: Fischerei Ausseerland, Martin Huber

Saiblinge sind heimische Fische in den alpinen Seen der Region Aussee, Steiermark.

Registernummer: 13

Offenlegungsdatum

1280 erste Erwähnung der Fischerei im Gesamturbar von Erzherzog Albrecht.

Titel

Ausseerland Seesaiblinge

Kurzdarstellung oder Behauptung

Saiblinge sind heimische Fische in den alpinen Seen der Region Aussee, Steiermark. Nachhaltige Bewirtschaftung der Saiblingsbestände und traditionelle Seenfischerei im Einklang mit der Natur. Die Ausseerland Seesaiblinge sind ausgezeichnet durch ihr hellrosa Fleisch, bedingt durch Aufnahme des speziellen Planktons der Seen. Traditionell ist die Räucherung über offenem Feuer von Buchenholz.

Produktbezeichnung, Produktklasse

Seesaibling, Fische

Name der Region

Ausseerland, Steiermark, Österreich

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

Fischervereinigung Seefischerei Altaussee

Name des Antragstellers für den Titel

Keine Angabe

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

Seefischereien am Altausseersee und Grundlsee

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Geschichte:

Die Geschichte des Fischfanges ist so alt wie die der Menschheit. Dies ist durch den Fund von Fischgräten gemeinsam mit Gebeinen der Vorzeitmenschen bewiesen.

Schon in der jüngeren Steinzeit und Bronzezeit haben unsere Vorfahren Saiblinge mit Netzen gefangen.

Die erste Erwähnung der Fischerei gab es im Gesamturbaur von Erzherzog Albrecht von 1280. 1425 legt eine Urkunde von Friedrich III die Namen der Personen fest, die Fischereirechte im Grundlsee haben. Im Mittelalter erblüht die Berufsfischerei und die Netzfischerei war bereits hoch entwickelt. Saiblinge waren hochgeschätzte Fische, was den Besatz von Saiblingen in eine Vielzahl von Gewässern im frühen Mittelalter zur Folge hatte. Sie wurden auch in Seen in hochgebirgigen Regionen, welche nur für 4 bis 5 Monate eisfrei sind, eingeschleppt. Trotz dieser harschen Bedingungen haben Seesaiblingspopulationen dort über Jahrhunderte überlebt. Im Mittelalter wurden noch lebende Zinsfische in Holzfässer an den Grazer Hof transportiert. Im 16. Jahrhundert wurden Ausseerland Seesaiblinge an den Wiener Hof geliefert. Aufgrund der langen Wegstrecke wurden sie oft in gebratener, geselchter Form oder in Essig eingelegt transportiert.

Traditionelle, hauptberufliche Seenfischerei mit Netzen hat in den Seen des Salzkammerguts über Jahrhunderte hinweg überlebt. Die Fischer verwenden traditionelle flachgehende Boote („Plätten“). Fischereirechte für den Altausseersee waren immer in privater Hand, während jene für den Grundlsee von der Herrschaft und heutzutage von den Österreichischen Bundesforsten ausgeübt werden.

Gebiet/Region:

Die Region Ausseerland oder das Steirische Salzkammergut liegt auf einer Seehöhe zwischen 650 bis 2.000 Meter. Es umfasst die Gemeinden Bad Aussee, Altaussee und Grundlsee. Im weiteren Sinne deckt es auch die Gemeinden Pichl-Kainisch, Tauplitz und Bad Mitterndorf ab.

Die Landschaft ist gekennzeichnet durch den eindrucksvollen Berg Loser (1.838 Meter) und mehrere glasklare Seen (Altausseersee, Grundlsee, Toplitzsee, Kammersee, Vorderer Lahngangsee, Hinterer Lahngangsee und weitere kleinere hochalpine Seen).

Klima:

Das Klima ist mit kurzen Sommern und langen Wintern alpin. Der Niederschlag ist hoch, die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 7 Grad Celsius.

Lebensraum:

Seesaiblinge sind in den Seen Altausseersee (214 Hektar; 712 Meter Seehöhe), Grundlsee (425 Hektar, 708 Meter Seehöhe) und Toplitzsee (50 Hektar; 718 Meter, Seehöhe) und Kammersee (0,1 Hektar; 719 Meter) heimisch.

Des Weiteren kommen aufgrund von Nahrungsmangel verkümmerte Saiblinge in den benachbarten hochalpinen Seen, wie Vordere Lahngangsee (1.494 Meter Seehöhe) und Hintere Lahngangsee (1.622 Meter Seehöhe) und kleinen Seen im Gebirgszug Totes Gebirge vor. In den 1950ern wurden Saiblinge aus dem Lahngangsee zur Ausweitung der genetischen Basis des heimischen Saiblings im Grundlsee verwendet.

Alle Seen sind durch exzellente Trinkwasserqualität ausgezeichnet, was Saiblingen, die einen hohen Anspruch an die Wasserqualität haben, zu Gute kommt. Sie brauchen klares, kaltes, sauerstoffreiches Wasser und halten sich gern in tiefen Wasserzonen auf. Der Seesaibling ist einer der am besten angepassten Fische, was die Wassertemperaturen betrifft, da sie fast bis zum Gefrierpunkt voll aktiv sind.

Gegenüber höheren Temperaturen sind sie allerdings sehr empfindlich. Temperaturen von 12 Grad Celsius sind für den Laich und 21 bis 22 Grad Celsius für die erwachsenen Fische letal. Durch Umwelteinflüsse wie die Klimaerwärmung werden immer höhere Temperaturen der Seen zum Problem für die Fischerei bzw. den Fischbestand.

Vor etwa einem Jahrzehnt ging die Zahl an Saiblingen in den Seen drastisch zurück. Grund dafür war die Konkurrenz mit anderen Fischen mit steigender Population, die Einschleppung der Flussbarsche und deren rasante Vermehrung sowie ein Überbestand an Hechten bestimmten Seen. Um das Gleichgewicht der Seen wieder herzustellen wurden verschiedene Methoden angewandt. Der Laich von Barschen wurde mittels Fichtenzweigen als Fallen entfernt und Hechte wurden gezielt befischt. Zusätzlich wurde der Fang von Saiblingen drastisch reduziert.

Ausseerland Seesaibling:

Seesaiblinge (Salvelinus alpinus) gehören zur Gattung der Saiblinge (Salvelinus), Familie Salmonidae. Seesaiblinge können 40 bis 75 Zentimeter lang werden und ein Lebensalter von 40 Jahren erreichen. Seesaiblinge sind infolge der Eiszeiten in kalten und tiefen Seen Nordeuropas weit verbreitet. Seesaiblinge kommen auf den Britischen Inseln, in Skandinavien, Island, Russland und in alpinen Regionen bis zu 2.000 Meter Höhe vor. Seesaiblinge ernähren sich hauptsächlich von Zooplankton, Larven, Muscheln und von kleinen Fischen wie Elritzen (Phoxinus phoxinus). Seesaiblinge fressen hauptsächlich Plankton. Seesaiblinge haben sich ideal an die rauen Bedingungen angepasst, wie zum Beispiel dem Zufrieren der Seen über mehrere Monate.

Die traditionellen Seenfischereien sind bekannt dafür, dass sie im Einklang mit der Natur arbeiten und für nachhaltiges Management der Fischpopulation sorgen.

Fortpflanzung und Vermehrung:

Die Fortpflanzung erfolgt unter natürlichen Bedingungen, sowie durch Abstreifen und Erbrütung. Zwei verschiedene Fortpflanzungstypen sind zu unterscheiden: Uferlaicher (das Laichen findet in der Nähe der Ufer von September bis Januar statt) und Grundlaicher (Laichen findet auf den Steinböden der Seen in Tiefen von 20 bis 80 Meter im Sommer von Juli bis August statt. Zusätzlich bewirtschaften die Österreichischen Bundesforste Bruthäuser auch für den Besatz von Seen außerhalb der Ausseerland Region.

Die Fischerei Altaussee betreibt eine eigene Fischzucht, wo Seesaiblinge aus dem Altausseersee ausschließlich für den eigenen Besatz gezogen werden

Das Füttern von Fischen in Naturseen ist gesetzlich verboten. Ebenso das Düngen von Seen zur Erhöhung der Planktonmenge ist verboten.

Abfischen:

Nachhaltige Fischbewirtschaftung und Befischung ist die Grundlage für die Saiblingsseenfischerei im Salzkammergut. Seesaiblinge werden mit entsprechenden Netzen gefangen. Die Ausfangmenge an Fischen ist mit 2.500 Kilogramm beschränkt. Während der Fangzeit werden täglich Seesaiblinge gefangen und als Frischfisch zum Kauf angeboten. Frische Seesaiblinge sind nur saisonal von Mai bis September verfügbar, da die Ausfangmengen von Natur aus begrenzt sind. Die Schonzeiten erstrecken sich von 16. September bis 15. März.

Schlachtung und Verarbeitung:

Nach dem Fang werden die Fische geschlachtet. Danach werden sie auf Eis gelegt und direkt an Fischereibetriebe verkauft.

Die Fischerei Altaussee bringt die Saiblinge lebend zur Kalterung in Haltebecken und erst zum Verkauf wird geschlachtet und ausgenommen.

Fleisch und Geschmack:

Ausseerland Seesaiblinge sind für ihr hellrosa Fleisch, welches durch das lokale Plankton der Seen bedingt ist, bekannt. Der gute Ruf der Seesaiblinge kann bis ins Mittelalter zurückverfolgt werden. Damals waren Seesaiblinge für den Adel reserviert.

Wasserqualitätskontrolle:

Die Steiermärkische Landesregierung kontrolliert die limnologischen Bedingungen der großen Steirischen Seen im Frühjahr und im Sommer. Sie werden als oligotroph eingestuft.

Vermarktung:

Ausseerland Seesaiblinge werden direkt vermarktet oder über die regionale Gastronomie angeboten.

Zusammenhang mit dem geographischen Gebiet und Traditionellem Wissen:

Die Seen im alpinen Gebiet Aussee haben derzeit noch klares, kaltes, sauerstoffreiches Wasser und bieten ideale Lebensbedingungen für Seesaiblinge.

Durch Umwelteinflüsse wie Klimaerwärmung und durch schnellere Erwärmung der Seen ist eine Veränderung mit fatalen Folgen für die Fischerei möglich

Ausgeprägte Bodenständigkeit: die Seesaiblinge laichen natürlich in den Seen und ernähren sich ausschließlich von Organismen, die in den Seen vorkommen.

Das Fleisch hat eine einzigartige hellrosa Farbe, welche in direkter Beziehung zum aufgenommenen spezifischen Plankton steht.

Traditionelle Fischerei mit Netzen unter Verwendung von traditionellen flachbödigen Booten Plätten und moderneren Booten. Die Produktion von Ausseerland Seesaibling ist das Ergebnis Traditionellen Wissens, dass von Generation zu Generation weitergegeben wird. Traditionelles Wissen und Erfahrung der Seenfischfischerei mit Netzen (Know-how der Fischer, Schlachtung, Transport), Know-how der Schlachtung, Know-how der Räucherung über offenem Feuer aus Buchenholz.

Verwertung:

Ausseerland Seesaiblinge werden als frische Fische, in filetierter Form, mariniert oder als Räucherfisch angeboten. Die frisch gefangenen Saiblinge werden traditionell in der Gastronomie verwendet oder auch über lokalem Buchenholz geräuchert. Salz zum Würzen kommt von den regionalen Salzbergwerken. Der exzellente Geschmack macht die Saiblinge zu einer hochgeschätzten Spezialität, besonders an Festtagen. Lokale Restaurants, einschließlich sogenannter Salzkammergut-Fischrestaurants, bieten Seesaiblinge in verschiedenen köstlichen Gerichten an.

Schutz:

Keine Angabe

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Steiermark, Region, Ausseerland, Fisch, Seesaibling, Saibling, Salvelinus alpinus, Ausseerland Seesaibling

Bibliographie/Referenzen

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Fischervereinigung Seefischerei Altaussee
Karin Pürcher Otto Kalß
Telefon: +43 3622 71884 Tel.: 43 3622 72161

Autoren

Mag.a Doris Reinthaler, Mag.a Eva Sommer, Dr. Erhard Höbaus überarbeitet von Otto Kalß