Murbodner Rind

Murbodner Rind
Foto: Verein der Murbodnerzüchter

Murbodner Rind ist das Ergebnis Traditionellen Wissens über Rinderzucht und Haltung in Österreich.

Registernummer: 102

Offenlegungsdatum

Die Zuchtgrundlage für das Murbodner Rind bildete im 18. Jahrhundert das Mürztaler Rind.1869 wurde das Murbodner Rind als eigene steirische Landrasse anerkannt.

Titel

Murbodner Rind

Kurzdarstellung oder Behauptung

Murbodner Rind ist das Ergebnis Traditionellen Wissens über Rinderzucht und Haltung in Österreich. Das Murbodner Rind ist eine autochthone Rinderrasse Österreichs und entstand aus einer Kreuzung des Mürztaler Rinds mit Berschecken und Blondviehschlägen. Das Fleisch des Murbodner Rindes zeichnet sich durch ansprechende Marmorierung, eine feine, zarte Struktur, Saftigkeit und Feinfasrigkeit aus.

Produktbezeichnung, Produktklasse

Rind, Frischfleisch

Name der Region

Steiermark, Kärnten, Niederösterreich

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

Hiessl Manfred
Verein der Murbodnerzüchter

Name des Antragstellers für den Titel

Keine Angabe

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

Keine Angabe

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Geschichte:

Im Zuge der Sesshaftwerdung der Menschen in der Frühzeit gewann die Haltung von Haustieren zunehmend an Bedeutung, da diese die Menschen zunehmend von der Jagd unabhängig machten, da die Haustiere Fleisch, Fett, Milch und Eier lieferten. Zu den wichtigsten Haustieren gehörte immer schon das Rind. Der Auerochse oder „Ur“ gilt als Stammvater unserer Hausrinder. Der früheste Nachweis von Hausrindern stammt aus Griechenland.

Bereits im 5. Jahrtausend vor Christus wurden die natürlichen Weideflächen oberhalb der Waldgrenze in Österreich genutzt. Bereits im 7. Jahrhundert nach Christus begann die alpine Weidewirtschaft und wurde in Folge weiterentwickelt.

Im Mittelalter, spätestens an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert, führte der steigende Bedarf an Grund und Boden zur Entstehung von ganzjährig bewohnten Siedlungen in höheren Gebieten.

In den Jahren um 1700 wurden zahlreiche Almgebiete an Adelige, Bauern und Unternehmer zur Nutzung als Weiden, Jagdgebiete und zur Forstwirtschaft verkauft. Im 17. und 18. Jahrhundert waren zahlreiche Almen von Rindern beweidet, so auch die Steiermark.

Nach KRACHLER (1986) werden drei Abstammungsmöglichkeiten des Murbodner Rindes erwähnt:

  1. Als Abspaltung einer gelben Variante aus den Mürztalern.
  2. Die Kreuzung von Mürztalern mit Mariahofern.
  3. Die Kreuzung der kelto-illyrischen Stammrasse als einfarbiges Rind mit Ennstaler Bergschecken und Mürztalern.

In der derzeit aktuellen Literatur wird vermutet, dass das Murbodner Rind auf das graue Slovenenrind und das kelltisch-illyirische Mischvieh zurückzuführen ist. Die Zuchtgrundlage für das Murbodner Rind bildete im 18. Jahrhundert das Mürztaler Rind. Der Mürztaler Typus zählt zum echten Alpenlandrind und stellt einen Nachfolger des kelto-illyrischen Mischviehs dar. Das Mürztaler soll immer weiter in das Murtal vorgedrungen sein wo es sich mit den alten Bergschecken- und Blondviehlandschlägen vermischte. Der neue Typus war frohwüchsig und gut bemuskelt und wurde als Dreinutzungsrasse für Fleisch-, Milch-, und Arbeitsleistung gezüchtet. In erster Linie eignete es sich jedoch als Mast- und als Zugtier. Die Milchleistung war aufgrund der überwiegenden Ochsenzucht eher von geringer Bedeutung.

Schon bald war das Murbodner Rind weit über das Stammgebiet hinaus bekannt und fand weite Verbreitung im Ostalpenraum und im Alpenvorland. Im 19. Jahrhundert verdrängte es sogar das Mürztaler Rind welches bis in Mitte des 19. Jahrhundert die bekannteste Rinderrasse Österreichs mit dem größten Verbreitungsgebiet war, heute jedoch als selbstständige Rasse ausgestorben ist.

Murbodner Rinder hatten ursprünglich unterschiedliche Färbungen, die von grau über semmelfarben bis fuchsrot reichten.

Erst um 1869 ist von einer Murbodner Rasse die Rede, als der in Knittelfeld (Steiermark) ansässige Tierarzt Dr. Mihatsch an die Landwirtschaftsgesellschaft den Antrag stellt: „es möge ihr Hornvieh unter dem Namen Murbodner als eigene Race anerkannt werden!" Ab etwa diesem Zeitpunkt wurde die Rasse als eigenständige steirische Landrasse anerkannt. Mit der Anerkennung als Landrasse wurden auch die Rassen- und insbesondere Farbmerkmale eng begrenzt und bis heute in Geltung gelassen.

Zur Zeiten der Habsburgermonarchie war das Fleisch des Murbodner Rinds vor allem des Geschmacks wegen beliebt und soll auch für den für Kaiser Franz Josef (1830 bis 1960) zubereiteten Tafelspitz Verwendung gefunden haben. Bei einer Viehzählung im Juni 1930 wurde ein Bestand von insgesamt 134.000 Murbodner Rinder in Österreich ermittelt.

Ab 1896 wurden Viehzuchtorganisationen in der Steiermark und 1934 eigene Verbände in Niederösterreich gegründet. 1934 vereinigten sich alle Murbodner Verbände zur „Arbeitsgemeinschaft der Murbodner Rinderzüchter Österreichs“ mit Sitz in Bruck an der Mur in der Steiermark.

Mit zunehmender Industrialisierung und Spezialisierung der Landwirtschaft, vor allem in Richtung Milch, verschwand die Rinderasse fast vollständig. Einerseits wurden Zugochsen nicht mehr gebraucht und andererseits konnten die Murbodner Rinder mit ihrer genetischen Veranlagung zur Fleischigkeit nicht mit den Forderungen nach höheren Milchmengen mithalten.

Zur Verbesserung der Milchleistung wurde das Murbodner Rind nach dem 2. Weltkrieg mit Frankenvieh eingekreuzt.

1954 gab es noch 270.000 Rinder dieser Rasse. In den folgenden Jahren reduzierte sich der Bestand der Murbodner drastisch, sodass die Rasse 1995 mit einem Bestand von 500 Tieren als hochgefährdet galt.

1970 wurde der letzte Murbodner Zuchtverband aufgelöst. Murbodner Rinder wurden in der Folge nur mehr von wenigen Züchtern gehalten.

In Folge wurde die Rasse aufgrund der niedrigen Bestände mit den ebenfalls seltenen Rassen Kärntner und Waldviertler Blondvieh zum sogenannten Gelbvieh zusammengefasst.

1979 begann die Gelbviehgenossenschaft Steiermark mit der planmäßigen Erhaltung des Murbodner Rinds.

1982 startet die Gelbviehgenossenschaft Steiermark gemeinsam mit der ÖNGENE (Österreichische Nationalvereinigung für Genreserven) Generhaltungsmaßnahmen, basierend auf dem Heterozygotenprogramm. Die wichtigsten Strategien sind die Erhaltung der bäuerlichen Zucht im traditionellen Umfeld und nachhaltige Nutzung, Bewahrung der genetischen Vielfalt und der Aufbau einer Genbank zur weiteren Sicherung des Genpools.

1986 wurde durch Einkauf von Murbodner Kühen im steirischen Lipizzaner Bundesgestüt Piber eine Mutterkuhherde zur Rückzüchtung beziehungsweise Generhaltung gegründet, die bis 2007 bestand. Spermaproben von Murbodner Stieren wurden tiefgefroren in verschiedenen Besamungsstationen gelagert.

1999 ging aus der Gelbviehgenossenschaft der Murbodner Zuchtverband Steiermark hervor.

Seit 2003 untersteht das Murbodner Rind dem Verband Rinderzucht Steiermark und wird vom Verein der Murbodnerzüchter betreut.

2007 erfolgte die Registrierung der Wortbildmarke „Landbeef Österreichisches Rindfleisch für Genießer“ und seit Oktober 2009 ist das Fleisch von Murbodner Ochsen als „Murbodner Landbeef“ im Lebensmitteleinzelhandel erhältlich.

Die Rasse ist in der Roten Liste der gefährdeten Haustierrasse in Österreich enthalten und ist seit 1995 im Rahmen der ÖPUL-Maßnahmen als „hochgefährdet“ eingestuft.

Das zukünftige Zuchtziel geht in Richtung gut mittelrahmige, fleischbetonte Tiere. Die besondere Eignung zur Mutterkuhhaltung soll gefördert werden, dabei soll aber auch die Milchleistung etwas angehoben werden, um veranlagte Frohwüchsigkeit der Kälber nicht zu behindern. Eigenschaften, die das Murbodner Rind bisher ausgezeichnet haben, wie Langlebigkeit, gute Fruchtbarkeit, vorbildliches Weideverhalten und gute Futterverwertung sowie Leichtkalbigkeit, fließen auch künftig in das Zuchtziel ein.

Gebiet/Region:

Der Ursprung der Rinderrasse Murbodner liegt in der Gegend rund um Unzmarkt bis Kraubath in der Steiermark.

Heute werden Murbodner Rinder in Kärnten, der Steiermark, in Niederösterreich und im angrenzenden Slowenien gezüchtet, wobei die züchterischen Schwerpunkte in Mürzzuschlag, Weiz, Wenigzell, Stanz im Mürztal, Gasen, Teichalm und Fladnitz an der Teichalm in der Steiermark liegen.

Aufgrund ihres starken Fundaments eigenen sich Murbodner Rinder besonders für die extensive Haltung auf Weiden und Almflächen.

Murbodner Rind:

Das Murboder Rind ist eine autochthone Rinderrasse Österreichs. Das Murbodner Rind wird als Zweinutzungsrasse gehalten. Aufgrund seiner Farbe wird das Murbodner Rind in der Literatur dem Gelbvieh zugeteilt.

Aufgrund seiner genetischen Ausstattung ist das Murbodner Rind hervorragend an die österreichische Berg- und Almenlandschaft angepasst.

Rassenbeschreibung:

Das Murbodner Rind ist mittelrahmig. Die Grundfarbe ist semmelgelb bis fuchsrot und kann nach Gegend schwanken. Oft kommt auch eine Talerzeichung (leichtes sternartiges Muster) vor. Der Bereich rund um die Augen und das Flotzmaul sind ebenso wie die unteren Beinpartien etwas heller.

Stiere sind im Allgemeinen etwas dunkler und im Bereich der Halspartie schwarz angeraucht und haben eine stärker ausgeprägte Vorderpartie. Merkmale, die auf Urrinder hindeuten.

Das Flotzmaul ist schwarz mit heller Schnippe, einer pimgentlosen, hellen Stelle in der Mitte des Flotzmauls, die blattförmig vom Maul zur Nase hin spitzer wird. Diese wird auch „Herzl“ genannt.

Die Hörner sind kräftig und aufwärts gerichtet. Die Hornspitze und Schwanzquaste ist dunkel bis schwarzgrau.

Die Klauen sind dunkel pigmentiert, sehr hart und widerstandsfähig.

Die Beine sind schlank und zäh mit auswärts gerichteter Beinstellung, wodurch sich das Murbodner Rind besonders zum Berglaufen eignet. Hellere Tiere sind oftmals massiger und haben kürzere Beine. Die dunkleren sind meist schlanker und hochbeiniger und entsprechen so dem Mürztaler Typ.

Ausgewachsene Stiere wiegen im Durchschnitt 900 bis 1.000 Kilogramm, weibliche Tiere 550 bis 650 Kilogramm und erreichen eine durchschnittliche Schulterhöhe von 138 bis 145 Zentimeter, beziehungsweise 130 bis 140 Zentimeter.

Eigenschaften:

Murbodner Rinder zeichnen sich durch Langlebigkeit, gute Fruchtbarkeit, vorbildliches Weideverhalten und gute Futterverwertung sowie Leichtkalbigkeit aus. Besonders geschätzt werden die Widerstandsfähigkeit, die gute Mastfähigkeit und der Fleischzuwachs (Ochsenproduktion) der Rinder. Die Tageszunahmen von Mastochsen liegen bei 1,3 Kilogramm Fleisch.

Sie gelten als robust, geduldig, fügsam und intelligent. Obwohl untereinander sehr raufsüchtig, sind die Tiere den Menschen gegenüber sehr duldsam.

Die Rasse zeichnet sich durchgute Muttereigenschaften aus und ist daher besonders für die Mutterkuhhaltung geeignet. Das Murbodner Rind erreicht eine durchschnittliche Milchleistung von 4.000 Kilogramm Milch (4,2 Prozent Fett).

Erzeugungsverfahren:

Haltung:

Heute werden Murbodner Rinder von circa 500 kleinbäuerlichen Betrieben (auch Bio-Betrieben) in allen Bundesländern außer Wien gezüchtet.

Während des Sommers werden die Tiere auf Weiden oder Almen, in den Wintermonaten in Stallungen gehalten.

Abkalbungen erfolgen je nach Betrieb entweder saisonal oder ganzjährig. Während der Abkalbung werden die männlichen Tiere nicht von der Herde getrennt.

Fütterung:

Die Tiere werden mit regionalem Futter wie Heu, Silage oder Grummet gefüttert.

Transport und Schlachtung:

Murbodner Ochsen werden mit einem Lebendgewicht von 650 Kilogramm geschlachtet.

Fleischbeschreibung:

Das Fleisch des Murbodner Rindes ist zart und fein marmoriert, sehr saftig und feinfasrig.

Ursprungsnachweis:

Die Rinder sind durch ein offizielles Zeichen (Ohrmarke) gekennzeichnet gemäß der österreichischen Tierkennzeichnungs- und Registrierungsverordnung und in einer Datenbank erfasst.

Für die Schlachtkörperkennzeichnung wird das AMA Kennzeichnungssystem „bos“ verwendet, das die Rückverfolgbarkeit vom Lebendtier bis zum zerlegten Fleisch an der Ladentheke sicherstellt.

Vermarktung:

Das Fleisch vom Murbodner Ochsenist nur saisonal drei- bis viermal im Jahr erhältlich und wird ab-Hof, über den regionalen Lebensmitteleinzelhandel (nur in der Steiermark und im südlichen Burgenland) und über die regionale Gastronomie vermarktet.

Ochsenfleisch vom Murbodner Rind ist unter der Marke „Landbeef Österreichisches Rindfleisch für Genießer“ erhältlich.

Zusammenhang mit dem geographischen Gebiet und Traditionellem Wissen

  • Besondere Boden- und Klimaverhältnisse in der Steiermark sowie in Kärnten und Niederösterreich bedingen eine reichhaltige lokale Flora, die eine extensive Haltung von Murbodner Rindern auf Weiden und Almen ermöglicht.
  • Ausgeprägte Bodenständigkeit: Ernährung der Rinder durch Futtermittel wie Heu, Silage und Grummet, die aus der Region stammen.
  • Dank dieser Haltungsweise kann Rindfleisch mit charakteristischen Merkmalen bezüglich Zusammensetzung erzeugt werden. Das Fleisch des Murbodner Rinds ist zart, saftig, feinfasrig und verfügt über eine ansprechende Marmorierung.
  • Die Aufzucht von Murbodner Rindern ist das Ergebnis Traditionellen Wissens, das an die in diesem Bereich Tätigen weitergegeben wurde: Traditionelles Wissen und Erfahrung der Tierhaltung (Anpassung der Haltung der Herden an die Gegebenheiten der Umwelt, Know-how der Landwirte, Art der Rindfleischproduktion, Verbesserung des Erbguts), Know-how der Schlachter (Tiertransport, Erfahrung bei Schlachtung, Zerlegung, Fleischreifung) und die Erfahrung des Vereins Murbodnerrinderzüchter.

Verwertung:

Das Fleisch des Murbodner Rinds wird aufgrund seiner Eigenschaften vor allem in der gehobenen Rindfleischküche geschätzt.

Es werden vorwiegend Lungenbraten, Beiried, Gustostücke (Teilstücke vom Knöpfel (ist gleich Keule) wie Nuss, Schale, Tafelstück, Weißes Scherzel und Hüferscherzel), Tafelspitz, Siedefleisch, Rostbraten, Bratenfleisch und Gulaschfleisch vermarktet. Die Fleischteile werden als Frischware angeboten.

Murbodner Stiere werden auch zum Teil bei anderen Rassen wie etwa dem Fleckvieh zur Verbesserung der Fleischqualität bei Maststieren eingesetzt.

Reine Murbodner Jungochsen oder Kreuzungstiere sind auch für spezielle Markenfleischprogramme (zum Beispiel Almo) begehrt.

Schutz:

Wortbildmarke „Landbeef Österreichisches Rindfleisch für Genießer“ (Österreichisches Patentamt Register Nummer 240439, 30. August 2007)

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Steiermark, Oberösterreich, Region, Ochse, Rind, Murbodner Rind

Bibliographie/Referenzen

Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 14.09.2023.

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Franz Pirker

Rinderzucht Steiermark

Industriepark West 7

8772 Traboch

Tel: 06644116865

Autoren

Mag.a Doris Reinthaler, Mag.a Eva Sommer überarbeitet von Franz Pirker