Von Wald und Gesundheit in Österreich bis zum Lehrgang Green Care Wald

Wandern
Foto: BML / Alexander Haiden

Gesundheits- und soziale Aspekte und Potentiale der österreichischen Wälder, ein weiter Weg mit sichtbarem Erfolg.

Die Verbindung zwischen Wald und seiner Wirkung auf die menschliche Gesundheit sind vielfältig. Wälder spielen eine zentrale, weltweite Rolle beim Klima, und die aktive Speicherung von Trinkwasser. Sie sind Schutz im alpinen Raum und ein intensiv genutzter Ort für Erholung, Freizeit, Sport und Tourismus.

Die Medien sind aber auch derzeit voll mit dem Thema, dass sich der Aufenthalt im Wald positiv auf unsere Gesundheit auswirkt. Durch gezielte Bewegung wird die körperliche Aktivität gefördert und diesbezüglichen Krankheiten vorgebeugt. Die Stimmung wird durch den Waldaufenthalt verbessert, und trägt somit zur mentalen Gesundheit durch generelles Wohlbefinden bei. Der Wald selbst kann Therapie sein, aber auch als Raum für therapeutische Anwendungen genutzt werden. Die soziale Komponente der Wälder stärkt die Gesundheit gesellschaftlich benachteiligter Personen durch gezielte Aktivitäten im Gelände und baut soziale Brücken.

Ge­sund­heit - was ist das?

Wäl­der tra­gen ganz ent­schei­dend zu dem bei, was nach der gän­gi­gen in­ter­na­tio­na­len De­fi­ni­ti­on unter „Ge­sund­heit“ ver­stan­den wird:

„Ge­sund­heit ist der Zu­stand voll stän­di­gen phy­si­schen, geis­ti­gen und so­zia­len Wohl­be­fin­dens, der sich nicht nur durch die Ab­we­sen­heit von Krank­heit oder Be­hin­de­rung aus­zeich­net …“ (Quel­le: WHO).

Dis­kus­si­ons- und Um­set­zungs­pro­zess ein­ge­lei­tet

Das Forstwirtschaftsministerium hat das The­men­feld „Wald + Ge­sund­heit“ in den letzten Jah­ren – ge­mein­sam mit allen in­ter­es­sier­ten und fach­lich zu­stän­di­gen Part­ner-In­sti­tu­tio­nen in­ten­siv dis­ku­tie­ren und die damit ver­bun­de­nen Chan­cen und Po­ten­tia­le aber auch den ge­ge­be­nen Hand­lungs­be­darf ausgelotet und wei­ter­ent­wi­ckelt.

Au­ßer­or­dent­lich brei­tes The­men­spek­trum

Die The­men­viel­falt reicht dabei von der zen­tra­len Rolle der Wäl­der für die Kli­ma­ent­wick­lung, Luft­rein­hal­tung/-ver­bes­se­rung,  die nach­hal­ti­ge Spei­che­rung von Trink­was­ser, den Schutz von Leib und Leben in den Berg­ge­bie­ten, den tat­säch­li­chen und po­ten­ti­el­len Bei­trä­gen zu Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­vor­sor­ge, als (teil­wei­se in­ten­siv ge­nutz­ter) „Raum“ für Er­ho­lung, Frei­zeit, Sport und Tou­ris­mus, als „Rück­zugs­ge­biet“ für Stress­ge­plag­te, „Ru­he­pol“ für Na­tur­be­geis­ter­te, mitt­ler­wei­le aber auch als viel­be­gehr­te Bil­dungs­stät­te, idyl­li­sche Ku­lis­se, The­ra­pie- und So­zi­al­raum, etc.

Wald + Ge­sund­heit - "neue" Chan­ce für Wald­ei­gen­tü­me­rIn­nen

In Ös­ter­reich wur­den die skiz­zier­ten Zu­sam­men­hän­ge bis­her je­doch noch nie in ihrer Ge­samt­heit dar­stellt oder gar als Ent­wick­lungs­chan­ce oder Auf­ga­be für eine bran­chen­über­grei­fen­de Zu­sam­men­ar­beit in Ver­wal­tung, For­schung, Re­gio­nal- beziehungsweise auch Pro­dukt­ent­wick­lung, Ver­si­che­rungs­we­sen, Ge­sund­heits­tou­ris­mus, be­trieb­li­che Di­ver­si­fi­zie­rung et cetera wahr­ge­nom­men.

Auf Vor­schlag und unter Lei­tung des Forstwirtschaftsministeriums wur­den, unter Ein­bin­dung wich­ti­ger für den Be­reich der Land- und Forst­wirt­schaft und des Ge­sund­heits­we­sens zu­stän­di­gen Sta­ke­hol­dern, zu Beginn, zwei „Work­shops Wald + Ge­sund­heit“ auf Ex­per­ten­ebe­ne durch­ge­führt.  
 
In den bei­den Work­shops wur­den Kern­the­men zu Wald + Ge­sund­heit und erste Ar­beits­schwer­punk­te für eine öf­fent­li­che Dis­kus­si­on und Wei­ter­ent­wick­lung de­fi­niert.

Gleich­zei­tig wurde – dem Motto des in­ter­na­tio­na­len Jahr des Wal­des 2011 „Wald ist mehr als die Summe sei­ner Bäume!“ fol­gend - be­schlos­sen, noch im Herbst 2011 das Thema erst­mals öf­fent­lich vor­zu­stel­len und auf­bau­end auf die Ideen, die in den Work­shops ein­ge­bracht wur­den, an­hand von Fach­vor­trä­gen und Pra­xis­bei­spie­len zu dis­ku­tie­ren.

1. Ös­ter­rei­chi­sche Ta­gung Wald + Ge­sund­heit

Die „1. Ös­ter­rei­chi­sche Ta­gung Wald + Ge­sund­heit“, die vom 27. bis 29. Ok­to­ber 2011 in Schloss Rei­chen­au, Rei­chen­au an der Rax, . statt­fand, bil­de­te damit den of­fi­zi­el­len Start­schuss zum Thema Wald + Ge­sund­heit in Ös­ter­reich. Eine mög­lichst brei­te, fun­dier­te Dis­kus­si­on zum Thema in Theo­rie und Pra­xis war Ziel der Ta­gung.

Ziel­grup­pen

Sämt­li­che Ak­teu­re und In­sti­tu­tio­nen  zum The­men­feld aus dem Be­reich der (Land- und) Forst­wirt­schaft und des Ge­sund­heits­we­sens (Po­li­tik, Ver­wal­tung, In­ter­es­sens­ver­tre­tun­gen, For­schung, Pra­xis, Ver­si­che­run­gen, Ärz­tin­nen und Ärzte, Phar­ma­zeu­tin­nen und Pharmazeuten, The­ra­peu­tin­nen und Therapeuten, Ge­sund­heits­tou­ris­mus, Re­gio­nal­ent­wick­lung, et cetera)

Ta­gungs­zie­le

  • Erst­ma­li­ge bun­des­wei­te, brei­te öf­fent­li­che Dar­stel­lung des The­men­fel­des,
  • Auf­zei­gen des Hin­ter­grun­des und ge­eig­ne­ter In­stru­men­te zur Um­set­zung,
  • Ver­deut­li­chung / Dis­kus­si­on  der Po­ten­tia­le und Chan­cen, Hemm­nis­se,
  • Prä­sen­ta­ti­on aus­ge­wähl­ter Pro­jek­te/Ak­ti­vi­tä­ten in Theo­rie und Pra­xis,
  • Ver­net­zung in­ter­es­sier­ter (Pro­jekt-)Part­ner und In­sti­tu­tio­nen,
  • Klä­rung des Hand­lungs- und For­schungs­be­dar­fes.

 Schwer­punkt­the­men

  • Ge­sund­heits­ef­fek­te des Auf­ent­hal­tes im Wald,
  • Wald als Stand­ort und Thema the­ra­peu­ti­scher und so­zia­ler Ak­ti­vi­tä­ten,
  • Ge­sund­heits­ef­fek­te von Pro­duk­ten aus dem Wald,
  • Quer­schnitts­the­men (Recht­li­ches, Ver­si­che­rungs­fra­gen, Kul­tu­rel­les, His­to­ri­sches et cetera)

Weitere Schritte

  • Plattform „Wald und Gesundheit“
  • Literaturstudie (und englische Version) Gesundheitswirkungen von Waldlandschaften von Univ. Prof. Dr. Arne Arnberger, Universität für Bodenkultur und Dr.in Renate Cervinka, MedUni Wien,
  • Broschüre "Wohlbefinden & Lebensqualität im grünen Bereich";
  • Handbuch "Lehrkraft Natur“;
  • Handbuch „Vielfalt leben";
  • Handbuch "Waldkindergärten in Österreich"
  • BFW-Bericht „Gewaltprävention im Wald“.

Ebenso die Internationale Tagung: International Conference on Landscape and Human Health, vom 17. bis 19. Mai 2017, in der Diplomatischen Akademie in Wien. Es sind in Summe 107 Abstracts, davon 83 mündliche Präsentationen und 24 Poster Präsentationen eingelangt.

Das Joint Forest Europe and Austrian Research Centre for Forests veranstaltete den Workshop “Forests for Human Health – Challenges and Opportunities”, vom 8 – 9 April 2019 in Wien

Das Dissertationsvorhaben Green Care Wald (konzeptionelle Überlegungen) mit dem Arbeitstitel: "Sozio-ökonomische & regionalpolitische Wirkungen/Einflussfaktoren auf die Etablierung von Green Care Wald Pilotprojekte in Österreich – Eine Netzwerkanalyse am Beispiel einer Projektregion".

Zertifikatslehrgang „Gesundheit im Wald“

Die aktuellen Aktivitäten sind der Zertifikatslehrgang „Gesundheit im Wald“ mit seriösen, neuen wissenschaftlich fundierten Kenntnissen über die gesunden Wirkungen des Waldes mit korrekten rechtlichen Bestimmungen (zum Beispiel Arzneimittelgesetz)

Ziel ist die Schaffung eines neuen Zertifikatslehrganges, der die Grundlage für eine bundesweit einheitliche Ausbildung zur Umsetzung von Green Care Wald-Projekten darstellt. Zentrale Punkte des Zertifikatslehrganges sind die Kompetenzvermittlung zur Konzeption und Umsetzung von Sozialprojekten (Themenbereiche Bildung, Arbeit, Gesundheit) im und mit dem Wald, als Einzelinitiative von Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern oder in Form von Gemeinschafts- und Kooperationsprojekten mit Sozialträgern, Therapiezentren, Therapeuten, Ärzten oder anderen sozial interagierenden Organisationen.

Absolventen des Zertifikatslehrganges sollen in der Lage sein, Projekte zu Green Care Wald selbstständig zu konzipieren, eine Projektbeschreibung zu erstellen, eine detaillierte Arbeitszeit- und -bedarfsplanung für das konzipierte Projekt zu formulieren und sämtliche Projektschritte hinsichtlich rechtlicher, steuerlicher und betriebswirtschaftlicher Aspekte zu bewerten. Der soziale Mehrwert der Initiativen im Sinne von Green Care muss jedenfalls gegeben sein. In Kooperationen mit Reha-Einrichtungen und Therapeuten oder in Einzelinitiativen sollen entsprechende Projekte für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen wirtschaftlichen Mehrwert bringen und zur Stärkung des Betriebseinkommens beitragen.

Es ist dies, der von der Forstwirtschaft anerkannte Zertifikationslehrgang zum Thema Erholung im Wald, ebenso wie die Zertifizierung von „Gesundheitswäldern“ durch Forstingenieure.

Green Care Wald

Das Projekt des Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) mit Green Care, Green Care Wald steht für Dienstleistungen und Projekte, die in Kooperation mit Sozialträgern und Institutionen auf land- und forstwirtschaftlichen Betrieben angeboten werden, zur Förderung von Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität.

Zielgruppen von Green Care sind Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Burn-out Syndrom, Langzeitarbeitslose, ältere Menschen aber genauso Kinder und Jugendliche. Auch Projekte für Menschen mit Ernährungsproblemen oder Integrationsschwierigkeiten werden angeboten.

Green Care Wald versteht sich als Plattform, um interessierten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern, die Möglichkeit zu bieten, ihren Wald für Erholungssuchende entsprechend zu öffnen.

Weiterführende Informationen